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26.02.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 742

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

heute steht ein Werk auf dem Programm, das ich am kommenden Samstag selber spielen werde: Robert Schumanns Fünf Stücke im Volkston op. 102.

In seinen späten Jahren ab 1849 überwog in Schumanns Kammermusik das Genre der Romanzen, Fantasiestücke und Idyllen. Wegen ihres durchweg beschaulichen Charakters und ihrer schlichten Formen hat man sie als Rückzug des Komponisten in die biedermeierliche Idylle gedeutet, ja geradezu als Flucht ins häusliche Glück vor den revolutionären Wirren von 1849 (Dresdner Maiaufstand). Tatsächlich war der späte Schumann mit diesen kurzen, drei- bis fünfteiligen Zyklen jedoch nicht weniger innovativ als mit vielen seiner früheren Werke, denn sie zogen eine Flut von solchen Stücken für Cello, Viola, Oboe, Klarinette oder Horn und Klavier bei Komponisten wie Reinecke, Bruch, Herzogenberg u. a. nach sich. In ihrem Bemühen um Schlichtheit des Ausdrucks, einen “Volkston”, der dem Interesse der demokratisch bewegten Öffentlichkeit nach allgemein verständlicher Kunst nachkam, entsprachen sie völlig dem Zeitgeist.

Wesentlich für den engen Zusammenhang der vier gespielten Zyklen ist ihre Entstehung im Verlauf von nur knapp zehn Monaten, zwischen Februar und Dezember 1849 und das poetische Ausloten jedes der vier Instrumente in seiner je eigenen Klangaura: das damals neue Ventilhorn in Adagio und Allegro op. 70, die Klarinette in den Fantasiestücken op. 73, die Oboe in den Romanzen op. 94 und das Cello in den Fünf Stücken im Volkston op. 102.

Obwohl Schumann auch diesen kleinen Zyklus bereits im April 1849 komponierte, ließ er die fünf Cellostücke erst 1851 als Opus 102 veröffentlichten. Ihren besonderen Reiz beziehen diese Miniaturen nicht nur aus den wunderbaren Kantilenen des Cellos, besonders im dritten Stück, sondern auch aus den ungarischen, nordischen und sonstigen „Volkstöne“, die Schumann hier aufgriff und zu feinsten Dialogen verarbeitete. Wie schon der Titel besagt, ging es ihm um die Stilisierung der Musik im Sinne einer imaginären Folklore.

Unser heutiger Konzertmitschnitt entstand am 23. Mai 2020 im Rahmen des Bergen International Festival, es musizieren Sandra Lied Haga und Leif Ove Andsnes:

www.youtube.com/watch

Und wer am Samstag noch nichts vorhat, ist herzlich willkommen in der Stadtkirche Königslutter:

Sonnabend, 1. März 2025, 18:00 Uhr, Stadtkirche, Königslutter

Kammermusik zur Passionszeit

Johann Sebastian Bach: Sonate G-Dur für Viola da Gamba und Klavier BWV 1027 / Cello-Suite Nr. 6 D-Dur BWV 1012
Robert Schumann: 5 Stücke im Volkston op. 102 / Franz Schubert: Sonate „Arpeggione“ a-Moll D 821

Tobias Münch, Violoncello * Matthias Wengler, Klavier

Eintritt: 20 €, 50% ermäßigt für Schüler/Studenten
Vorverkauf: Buchhandlung Kolbe – Sarinas Bücher- und Spieleparadies und www.coramclassic.de; Restkarten ab 17:30 Uhr an der Abendkasse

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd