Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
unser heutiges Musikstück hat sich von der Filmmusik zum Virtuosenstück für den Konzertsaal entwickelt: Die "Red Violin Caprices" von John Corigliano.
"Die rote Violine" ist ein Film von François Girard aus dem Jahr 1998. Die Filmmusik von John Corigliano wurde bei der Oscarverleihung 2000 ausgezeichnet. Die Geschichte von „Die rote Violine“ ist perfekt für alle Liebhaber des Repertoires und des Instruments. Sie umfasst drei Jahrhunderte im Leben einer prächtigen, aber gespenstischen Geige auf ihren Reisen durch Zeit und Raum.
John Corigliano schreibt über sein Werk: "Meine dritte Filmmusik (Die rote Violine) gab mir Gelegenheit, in meine eigene Vergangenheit einzutauchen, denn mein Vater, John Corigliano (ich war ein „Junior“), war ein großartiger Sologeiger und über ein Vierteljahrhundert lang Konzertmeister der New Yorker Philharmoniker. Meine Kindheit war geprägt von kurzen Einübungen der großen Konzerte meines Vaters sowie von Tonleitern und technischen Übungen, mit denen er sich fit hielt. Jedes Jahr spielte er ein Konzert mit den Philharmonikern, und ich erinnere mich lebhaft an die Solovorbereitungen, die Geigen- und Klavierproben, die Orchesterproben und die spannungsgeladenen Abschlusskonzerte (bei denen ich hinter der Bühne im Green Room der Carnegie Hall saß, meinem Vater über einen kleinen Lautsprecher zuhörte, während ich atemlos das Werk in Gedanken spielte und darauf achtete, dass alles gut ging).
Kein Wunder, dass die Konzertform, und insbesondere das Violinkonzert, mir sehr am Herzen liegt. Ich habe ein halbes Dutzend Konzerte geschrieben, aber dies ist mein erstes für meine große Liebe, die Violine. Es ist ein Konzert in der großen Tradition, denn ich habe es geschrieben, um das Stück zu komponieren, das mein Vater gerne spielen würde. Weil er es inspiriert hat, ist es seinem Andenken gewidmet. Der Auslöser für meine Energie, dieses Konzert zu komponieren, war natürlich die Vertonung des Films „Die rote Violine“ unter der Regie von François Girard, in dem der herausragende junge Virtuose Joshua Bell die Stimme der Violine spielt. Joshs Spiel ähnelt dem meines Vaters; er ist ein Künstler in der großen Tradition. Seinem Bogen entspräche keine kalte, nüchterne Zergliederung eines Werks."
John Corigliano hat seine Filmmusik mehrfach überarbeitet. In den "Red Violin Caprices" verbindet sich Inhalt mit einer Technik, die hohe Anforderungen an den Interpreten stellt. Das nachdenkliche Thema ist inhaltlich identisch mit dem einer früheren Chaconne, und seine fünf Variationen reichen stilistisch von der paganianischen Virtuosität der ersten bis zum zurückhaltenden Folk-Ton der dritten.
Unser heutiger Konzertmitschnitt stammt aus dem Jahr 2021, Augustin Hadelich spielte Coriglianos "Red Violin Caprices" in der La Jolla Music Society in La Jolla (Kalifornien):
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler