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26.07.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 658

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

ein Leben in Luxus wünscht sich die junge Manon - und genau das wird ihr zum Verhängnis. Das Buch eines Abbé wurde zum Vorbild für mehrere Opern, hier erwartet Sie heute "Manon" von Jules Massenet.

Die Geschichte über den Adligen Chevalier Des Grieux und seine unsterbliche Leidenschaft für die geheimnisvolle und nicht standesgemäße Manon Lescaut hatte alle Merkmale, um eine erfolgreiche Oper zu werden: eine zeitlose Erzählung von Liebe, Leidenschaft und Verrat, eine starke weibliche Protagonistin, die einen mysteriösen éternel féminin verkörpert, eine Serie spektakulärer und dramatischer Szenen, die uns von Paris nach New Orleans führen, und die endgültige Tragödie von Manons frühem Tod. Doch erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden bedeutende Opernfassungen dieser Geschichte. Der Roman von Abbé Prévost wurde zum Gegenstand von nicht weniger als drei Opern in kurzer Folge: Aubers "Manon Lescaut" (1856), Massenets "Manon" (1884) und schließlich Puccinis populäre "Manon Lescaut" (1893).

Der Oper liegt das Werk „Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut“ von 1731 des Abbé Prévost zugrunde, der darin viele autobiografische Züge aufnahm - auch er lebte mit einer Edelkurtisane weit über die Verhältnisse und wurde wegen Betrug ins Gefängnis gesteckt. Er veröffentlichte es als Teil seiner „Memoires et aventures d’un homme de qualité“. Bereits 1881 hatte Jules Massenet begonnen, sich mit dem Stoff zu beschäftigen. Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Philippe Gille, die sich eng an das Original hielten, aber den Schluss änderten. Manon stirbt in der Oper nicht in Amerika, sondern auf dem Weg nach Le Havre. Den ausführlichen Inhalt finden Sie wie immer am Ende dieser Ausgabe.

Bei der Uraufführung am 19. Januar 1884 in Paris wurde Massenet einerseits „Wagnerismus“ vorgeworfen, andererseits feierte er den wahrscheinlich größten Erfolg seiner Karriere. Massenets "Manon" beherrschte jahrzehntelang das nationale und internationale Opernrepertoire. Weniger bekannt ist, dass er zehn Jahre später mit "Le Portrait de Manon" eine einaktige Fortsetzung dieser Oper komponierte, die am 8. Mai 1894 an der Opéra-Comique in Paris ihre Premiere erlebte.

Unser heutiger Mitschnitt entstand im April 2007 in der Berliner Staatsoper Unter den Linden und brachte zum ersten Mal das damalige Traumpaar der Oper in Berlin gemeinsam auf die Bühne: Anna Netrebko und Rolando Villazón. In der Inszenierung von Vincent Paterson sind die Hauptpartien besetzt mit Anna Netrebko (Manon), Rolando Villazón (Le Chevalier des Grieux), Christof Fischesser (Le Comte des Grieux) und Alfredo Daza (Lescaut), der Staatsopernchor und die Staatskapelle Berlin musizieren unter der Leitung von Daniel Barenboim:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Erster Akt
In einem Gasthof in Amiens, wo die Postkutsche nach Paris anhält, kehren der Roué Guillot und de Brétigny mit drei jungen Freundinnen ein. Die Gäste haben Hunger und Durst. Als die Postkutsche eintrifft, versammeln sich Neugierige, darunter auch der Soldat Lescaut, der seine Cousine Manon, ein junges Mädchen aus der Provinz, abholen soll. Sie soll ins Kloster gebracht werden, doch der Soldat Lescaut ist mehr am Kartenspiel interessiert als daran, seine hübsche Cousine zu beaufsichtigen. Während sie auf ihren Cousin wartet, muss sich Manon aber nicht nur eindeutiger Angebote von reichen Herren wie Guillot de Morfontaine und Monsieur de Brétigny erwehren, sondern lernt auch den jungen Chevalier Des Grieux kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Mit Des Grieux ist schnell ein Entschluss gefasst: Gemeinsam fliehen und ein neues Leben in Paris beginnen, das nur aus Liebe und Vergnügen bestehen wird.

Zweiter Akt
In ihrer Pariser Wohnung lesen Des Grieux und Manon den Brief, mit dem Des Grieux seinen Vater um Einwilligung zur Hochzeit bitten will. Die beiden werden jedoch von Lescaut und De Brétigny aufgesucht: Lescaut zeigt sich empört wegen der verletzten Familienehre, lässt sich aber nicht zuletzt durch den Brief von der aufrichtigen Absicht Des Grieux’ überzeugen, Manon heiraten zu wollen. In der Zwischenzeit bietet ihr De Brétigny für ihre Liebe Reichtum und Glanz an, wenn sie nur zulasse, dass ihr Geliebter auf Befehl des Vaters gewaltsam von ihr weggeholt werde. Schweren Herzens nimmt Manon Abschied vom gemeinsamen Leben mit Des Grieux und lässt die Entführung geschehen.

Dritter Akt
Ein Volksfest auf dem Cours-la-Reine in Paris bietet Manon Gelegenheit für einen glanzvollen Auftritt: Sie ist die Schönste und lebt nur für den Augenblick. Selbst der aus der Provinz angereiste Graf Des Grieux, der Vater des ehemaligen Geliebten Manons, muss gestehen, dass er ihren Reizen verfallen könnte. Manon zu Ehren gibt das Ballett der Oper eine öffentliche Vorstellung. Vom Grafen Des Grieux erfährt Manon dabei, dass sein Sohn in Kürze die Priesterweihe empfangen soll, doch Manon will nicht glauben, der junge Des Grieux könne sie vergessen haben, und macht sich auf ins Priesterseminar.
Im Priesterseminar von Saint-Sulpice wird der Chevalier Des Grieux für seine Predigerbegabung bewundert. Sein Vater versucht ein letztes Mal, den Sohn zu einer angemessenen Heirat zu überreden, doch vergeblich. Der junge Des Grieux schickt ihn fort: Er will sein Leben Gott weihen und so die Erinnerung an die Geliebte besiegen. Da taucht Manon auf, sie bittet Gott um Beistand und fleht Des Grieux um Vergebung an. Am Ende kann der Chevalier ihren Zärtlichkeiten nicht länger widerstehen und liiert sich mit ihr aufs Neue.

Vierter Akt
Manons Luxusbedürfnis verschlingt große Summen. Im Spielsalon des Hotels Transsilvanien zwingt Manon den Chevalier dazu, sein Glück im Spiel zu wagen, um wieder zu Geld zu kommen. Des Grieux spielt schließlich gegen Guillot und gewinnt tatsächlich immerzu, weshalb Guillot ihn des Falschspiels bezichtigt und wütend den Saal verlässt, um kurz darauf nicht nur mit der Polizei, sondern auch mit dem Vater Des Grieux’ zurückzukommen. Zum Schein wird der junge Des Grieux in Arrest genommen, während Manon als seine Komplizin jedoch tatsächlich verhaftet wird, um ins Frauengefängnis gebracht zu werden.

Fünfter Akt
Des Grieux wartet in Begleitung Lescauts an der Landstraße nach Paris auf die zur Deportation verurteilten Mädchen, unter ihnen Manon, um sie zu befreien. Die angeheuerten Leute haben sie jedoch bereits im Stich gelassen, sodass gewaltsame Befreiungsversuche zwecklos erscheinen. Mit dem letzten Geld besticht Lescaut den Sergeanten, und die im Gefängnis tödlich erkrankte Manon wird für kurze Zeit freigelassen. Ein Mann bleibt zur Bewachung Manons zurück. Noch einmal finden so die Liebenden zusammen. Manon bereut ihre Sünden und bittet den Geliebten um Vergebung. Sie erinnert ihn an ihre gemeinsame Geschichte, an ihr Glück und ihre Zärtlichkeit und stirbt in seinen Armen.

Beitrag von sd