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08.07.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 650

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

aus den fünf offiziellen Violinkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart habe ich heute für Sie das erste ausgewählt: Das Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207. Dieses Violinkonzert ist gleichzeitig sein erstes Instrumentalkonzert überhaupt. Er schrieb es als Siebzehnjähriger im Jahre 1773 in Salzburg, zwei Jahre vor den vier anderen. Und welcher Wurf ist ihm sogleich gelungen!

Das konzertante Schaffen Wolfgang Amadeus Mozarts weist drei offenkundig zu unterscheidende Hauptgruppen auf: die Klavierkonzerte, die Bläserkonzerte und - dazwischen stehend - die Streicherkonzerte. Bei dem Klavier, das er mit Konzerten umfangreicher bedacht hat als alle anderen Instrumente zusammen, hat sich Mozart so reich und vielfältig ausgedrückt wie in keiner anderen orchestralen Gattung, und eigentlich sind sämtliche Beiträge ab KV 271, dem sogenannten „Jenamy“-Konzert, von höchster Qualität und jeweils unverwechselbar in ihrer facettenreich schillernden Eigenart. Die Bläserkonzerte sind von Natur aus leichtgewichtiger, bis auf das späte Klarinettenkonzert, das als letztes Konzert überhaupt aus seiner Feder alle anderen überragt.

Mozarts Violinkonzerte stehen, was den Gehalt betrifft, zwischen den Klavier- und den Bläserkonzerten - die ersten beiden werden üblicherweise als wertvolle Vorstufen zu den in der Tat überragenden drei letzten Konzerten angesehen. Bezüglich der Entstehungszeit der fünf Konzerte hat es einige Verwirrung gegeben, da Mozart die Datierung nachträglich veränderte, um die Werke als neue auszugeben. Lange Zeit ging die Forschung davon aus, sie seien alle 1775 in Salzburg entstanden. Aufgrund handschriftlicher Merkmale ist heute geklärt, dass das B-Dur-Konzert jedoch früher, mutmaßlich 1773, komponiert wurde.

Natürlich wurde vielfach hinterfragt, warum Mozart danach keine Violinkonzerte mehr geschrieben hat. Dies hat sicher vor allem damit zu tun, dass er sich weitgehend aufs Klavierspiel verlegte und die Geige, zum Leidwesen seines Vaters Leopold, zunehmend vernachlässigte. Mozart spricht in seinen Violinkonzerten mühelos seine unverwechselbar gegenwärtige Sprache, deren nächster Verwandter auch in den Violinkonzerten Joseph Haydn ist. Das B-Dur-Konzert KV 207 weist zumal im Figurenwerk noch die stärksten Barock-Elemente auf, wobei sich Mozart in seiner Freude an kurzen, prägnanten Motiven nie zu mehr als dreifachem Sequenzieren verleiten lässt, und stellt durchaus virtuose Anforderungen an den Solisten.

Die Abfolge eines gemäßigt schnellen Kopfsatzes (Allegro moderato) im Vierertakt, eines getragenen Adagio-Mittelsatzes in Es-Dur im Dreiertakt, und eines geschwinden alla breve-Finales (Presto) mit die Bewegungsqualität belebenden triolischen Einschüben des Solisten entspricht ganz dem klassischen Ideal. Im Jahr darauf ersetzte Mozart das ursprüngliche Finale durch das Rondo B-Dur KV 269, das in seiner durchgehend triolischen alla breve-Struktur mit einem kindlich anmutenden Thema ein augenzwinkernd abwechslungsreiches Spiel betreibt und weit typischer für sein weiteres Schaffen ist. Doch wird traditionell weiterhin das erste Finale gespielt, das stilistisch zum übrigen Konzert besser passt.

Unser heutiger Mitschnitt kommt aus der Bremer Glocke: Christian Tetzlaff musizierte im März 2018 Mozarts erstes Violinkonzert mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd