Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
Musik für Violine, Violoncello und Klavier erwartet Sie in der heutigen Ausgabe mit Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviertrio B-Dur KV 502.
Als Mozart 1786 dieses Klaviertrio schrieb, befand er sich auf dem Gipfel seines Könnens und genoss gerade die einzig wirklich erfolgreiche Periode seiner erwachsenen Laufbahn. Im Jahr zuvor hatte er die sechs Haydn gewidmeten Streichquartette vollendet, und im Mai 1786 war "Die Hochzeit des Figaro" uraufgeführt worden. Er wohnte seit fünf Jahren in Wien, wo zum Zeitpunkt seiner Übersiedlung das Klavier (ganz anders als in London oder Paris) noch nicht das vorherrschende Tasteninstrument war, und es war Mozart mehr als jeder andere, der den Wienern bezüglich der Möglichkeiten des Klaviers als Konzert- und Kammermusikinstrument die Augen öffnete. 1786 entstanden auch drei seiner größten Klavierkonzerte (KV 488 A-Dur, KV 491 c-Moll und KV 503 C-Dur) sowie drei Trios: das erhabene „Kegelstatt“-Trio für Klarinette, Bratsche und Klavier (KV 498) und die ersten beiden seiner reifen Trios für Violine, Cello und Klavier, in G-Dur (KV 496) und B-Dur (KV 502). Diese sind ganz anders als die damals üblichen „begleiteten Sonaten“ und gewähren der Geige und dem Cello eine Unabhängigkeit, auf die Beethoven später aufbauen sollte.
Trotz dieser neuen Eigenständigkeit der Streicher hat das B-Dur-Trio, was das Klavier anbelangt, einen besonders extravaganten Charakter, so dass es schon fast wie ein Konzert wirkt. Nahezu durchgehend wird der erste Satz aus den Eröffnungsphrasen konstruiert, in denen Klavier und Streicher sich antworten - eine Sparsamkeit der Mittel, die eher für Haydn typisch ist, als für Mozart. Nur am Anfang des zentralen Durchführungsteils betritt Mozart mit einem neuen Thema, zunächst einmal für die Violine, dann für das Cello, ungewohnte Gefilde. Das Larghetto ist ein Satz von höchst ausgezierter Lyrik, dessen Mittelteil schlichter und gelassener gehalten ist. Auch der Stil der Ausarbeitung scheint eine Hommage an Haydn zu sein. Beim Finale handelt es sich um ein breitgefächertes Rondo. Seine Anfangsphrase ist von recht altertümlichem Charakter, wie ein Thema einer Orgelfuge. Zeitweise behandelt Mozart sie in „gelehrtem“ Kontrapunkt, jedoch stets mit der für ihn typischen Leichtigkeit und gespickt mit schneidig-virtuosen Passagen für das Klavier. Diese werden gegen Schluss des Satzes auf brillante Art und Weise gebündelt. Doch das Werk endet mit dem bescheidenen kleinen zweiten Thema, geistreich kontrapunktisch, während Violine und Cello sich gegenseitig antworten, als seien sie zwei Darsteller, die sich darum streiten, wer als letzter die Bühne verlassen darf.
Ein Mitschnitt aus dem Jahr 1988 aus dem Weißen Saal in Bad Kissingen habe ich heute für Sie ausgewählt: Wolf Harden, Michael Mücke und Niklas Schmidt bildeten viele Jahre das Trio Fontenay; hier sind Sie noch einmal zu erleben:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Urlaubsgrüßen aus Amsterdam
Matthias Wengler