ehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
zu den Stücken, die Trompetern regelmäßig Schweißperlen auf der Stirn verursachen, zählt in jedem Fall das Brandenburgische Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047 von Johann Sebastian Bach.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts etablierten sich im deutschsprachigen Raum neue, aus Italien stammende Formen der Orchestermusik: das Concerto grosso, in dem eine Gruppe von mehreren Instrumenten dem Orchester gegenübergestellt wird, und das Concerto, in dem ein Instrument mit dem Orchester in Wettstreit tritt. Johann Sebastian Bach beschäftigte sich mit diesen neuen Gattungen der Instrumentalmusik, als ihn Christian Ludwig Markgraf von Brandenburg um neue Kompositionen für seine Hauskapelle bat. 1721 überreichte Bach die "Six Concerts avec plusieurs instruments" seinem Auftraggeber, dem sie ihren Namen "Brandenburgische Konzerte" verdanken.
Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt hat sich einmal wie folgt über das zweite Konzert geäußert: "Jeder Mensch, der das zweite Brandenburgische Konzert kennt, denkt: Wunderbar, ein Barock-Trompetenkonzert. Also: Barocke Trompete, Muskelkraft, hohe Töne, Sound - und alles andere fällt unter den Tisch. Genau das ist es nicht! Bach schreibt hier ein Konzert für vier verschiedenartige, aber gleichwertige Instrumente: Trompete, Blockflöte, Oboe, Violine. Die Kunst ist nun, diese vier Instrumente in einen Dialog treten zu lassen, und das ist natürlich nur möglich, wenn die Trompete so leise spielen kann wie die Blockflöte, und die Blockflöte genauso laut wie die Trompete. Die Trompete, die wir verwenden, ist eine Naturtrompete, das heißt, es gibt überhaupt keine Spielhilfen (Ventile, Klappen, etc.) und der Spieler muss alles allein mit seinen Lippen machen. Wie hat man das zu Bachs Zeiten gespielt? Ich glaube, es gab damals ganz genauso Einzelbegabungen für bestimmte Instrumente wie heute. Und wir wissen, dass es zu Bachs Zeiten einen phänomenalen Trompeter gegeben hat, der alles eine Oktave höher spielen konnte, und Bach muss so einen Trompeter gehabt haben, denn der Schwierigkeitsgrad dieses Stückes fällt aus dem Rahmen der Zeit".
Die Widmung, die Johann Sebastian Bach mit elegant geschwungener Schrift anno 1721 auf das Titelblatt seiner Kompositionen schrieb, war eine Untertreibung: Concerts avec plusieurs instruments. Es waren nicht sechs Konzerte mit mehreren Instrumenten, sondern eine Zusammenfassung dessen, was Bach sich unter musikalischem Wettstreit mehrerer Instrumente vorstellte.
Meine Wahl fällt heute auf einen Mitschnitt aus Italien. 2007 führte Claudio Abbado mit dem Orchestra Mozart alle sechs Brandenburgischen Konzerte im Teatro Municipale Valli in Reggio Emilia auf, die Solisten im zweiten Konzert sind Giuliano Carmignola (Violine), Reinhold Friedrich (Trompete), Lucas Macías Navarro (Oboe) und Michala Petri (Blockflöte).
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Berlin
Matthias Wengler