Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
heute steht mal wieder ein Klavierwerk auf dem Programm: Variationen über ein Thema von Corelli op. 42 von Sergej Rachmaninow.
Melancholische Grundzüge trägt dieses Klavierstück, das Rachmaninow 1931 als letztes Werk für Klavier solo im amerikanischen Exil niederschrieb. Jenes Thema, das Rachmaninows Werk den Namen gab, und das Arcangelo Corelli in seinem Opus 5 "La Follia" für die Geige vertonte, geht eigentlich auf den Franzosen Jean Marais zurück. Sergej Rachmaninow dürfte ihn nicht gekannt haben, als er 1931 die "Corelli-Variationen" schuf. Zahlreiche Komponisten vor ihm hatten sich schon mit "La Follia"("Die Tollheit") von Corelli beschäftigt; darunter auch Ludwig van Beethoven. Rachmaninow entwickelt aus dem Thema 20 Variationen.
Für den Spätstil Rachmaninows sind die "Corelli"-Variationen ein typisches Beispiel. Ein herber, knorriger Charakter kommt zustande, indem der Komponist dort, wo früher vierstimmige Akkorde gestanden hätten, nur noch zweistimmig oder gar einzelne Noten schreibt. Anstatt die volle Tastatur auszunutzen, setzt er mehr die Mittellage des Klaviers ein. Akkorde sind oft nicht mehr so leicht tonal zu erklären, Dissonanzen finden häufigeren Einsatz als in den früheren Werken. In der Erstausgabe der "Corelli"-Variationen gab der Komponist an, drei Variationen (Nr. 11, 12 und 19) könne man ohne weiteres weglassen. In einem Brief vom 21. Dezember 1931 an Nikolaj Medtner erklärte er trocken: „Ich ließ mich von dem Husten im Publikum leiten. Immer wenn das Husten mehr wurde, ließ ich die nächste Variation aus. Wenn nicht gehustet wurde, spielte ich sie in der rechten Reihenfolge.“ Niemand käme heute mehr auf die Idee, diesem Vorschlag zu folgen. Dafür empfinden Interpreten das Werk als zu zwingend und geschlossen.
Unser heutiger Konzertmitschnitt kommt aus London. Am 1. Mai 2023 spielte Tom Borrow in der Wigmore Hall Rachmaninows "Corelli"-Variationen, als Zugabe erklingt noch Rachmaninows Pr
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lude gis-Moll op. 32 Nr. 12:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Hamburg
Matthias Wengler