Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
heute erwartet sie wieder einmal ein "letztes Werk" - mit der Sinfonie Nr. 104 D-Dur endet das sinfonische Schaffen von Joseph Haydn.
Zugleich ist dieses Werk die letzte der zwölf Londoner Sinfonien. Sie entstanden für den Londoner Impresario Johann Peter Salomon, Haydn selbst dirigierte die Erstaufführungen, als er sich 1791/92 und 1794/95 für längere Zeit in der englischen Metropole aufhielt. Die Londoner Sinfonien bilden die Summe des kompositionstechnischen Könnens Haydns nicht nur in handwerklich-kontrapunktischer Hinsicht sondern auch in der für Haydn typischen Ausprägung der Fähigkeit, kontrapunktische Brillanz mit einem populären musikalischen Idiom in Einklang zu bringen.
Ihre erste Aufführung erlebte die Sinfonie Nr. 104 im Rahmen eines Benefizkonzertes, das Haydn am 4. Mai 1795 in London für sich gab; sie war Programmbestandteil der letzten Salomon-Konzerte in London Mai-Juni 1795, bevor Haydn wieder nach Wien und Eisenstadt zurückfuhr. Bis heute ist sie eine von Haydns meistgespielten Sinfonien.
Die langsame Einleitung, im Fortissimo in einem fanfarenartigen Motiv beginnend, leitet ein Allegro von größter Dichte der motivischen Verzahnung ein, das auf einen einzigen Gedanken gegründet ist. Harmonische Feinheiten neuer Art bringt der langsame Satz. Das schnelle Menuett, ein Walzer mit einem Trio, dessen Wirkung auf dem solistischen Einsatz einzelner Instrumente basiert, weicht in seinem Charakter völlig von den entsprechenden Stücken der vorangegangenen Sinfonien ab. Die dudelsackartige Melodie, mit dem das Finale beginnt, soll auf ein kroatisches Volkslied zurückgehen, das zur Haydns Zeit im Eisenstädter Raum gesungen worden ist.
Drei gegensätzliche Interpretationen habe ich heute für Sie ausgewählt, zunächst aus London mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner, aufgezeichnet am 18. Februar 2021 in St. Luke's:
Der zweite Mitschnitt stammt aus der Münchner Philharmonie im Gasteig. 2009 musizierte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons Haydns Sinfonie Nr. 104:
Und zuletzt noch ein Mitschnitt von den BBC Proms - die Wiener Philharmoniker musizierten am 7. September 2012 unter der Leitung von Bernard Haitink:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler