Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
lange war in dieser Reihe kein Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart vertreten - heute steht sein Klavierkonzert Nr. 15 B-Dur KV 450 im Mittelpunkt, das - nach Aussage des Komponisten - zu spielen "schwitzen machte".
Das Klavierkonzert entstand 1784 in Wien und gehört zur zweiten Gruppe der Wiener Konzerte Mozarts. Die Bläser treten erstmals selbständig als Melodieinstrumente auf, und die formale Anlage ist vielfältig erweitert. Mozart komponierte das Werk für eigene Aufführungen in Wien und trug es am 15. März 1784 in sein Werkverzeichnis ein. Erstmals spielte er es am 24. März 1784 im Rahmen einer privaten Konzertreihe im Trattnerhof.
Unter den Klavierkonzerten Mozarts ist dieses Konzert ein Meilenstein. In diesem Werk kommt es zur endgültigen Loslösung Mozarts von den traditionellen Formen des Konzertsatzes. Die Rolle der Bläser wird als obligater Bestandteil des Konzertes auch für die folgenden Klavierkonzerte gefestigt. Die Verbindung der verschiedenen Klangwelten von Streichern, Holzbläsern und Soloklavier ist bei diesem Stück völlig neu in der Musikgeschichte und weist bereits voraus auf Ludwig van Beethoven.
In den folgenden Klavierkonzerten wird dies bis zum letzten, dem 27. Klavierkonzert B-Dur KV 595, durchgehend praktiziert und perfektioniert. Die Eingangsritornelle haben sich endgültig zu großen Orchesterexpositionen erweitert. Solist und Orchester führen ein eigenständiges Leben und werden reizvoll miteinander verknüpft. Wie sich bereits in vielen früheren Konzerten ankündigte, verfährt Mozart immer freier mit den festen Formprinzipien und legt sie jeweils für seine Zwecke neu aus. Die virtuosen Konzerte stellen höhere Anforderungen an den Pianisten. Gerade das 15. Klavierkonzert gehört zu den technisch anspruchsvollsten Konzerten Mozarts. Schon der Beginn des Konzerts ist ungewöhnlich. Oboen und Fagotte beginnen, und die Streicher antworten. Das Klavier darf in diesem Konzert mit einer Art Kadenz einsteigen, bevor es zur üblichen konzertanten zweiten Exposition ansetzt. Und nicht nur in der Durchführung darf man über den Dialog zwischen Klavier und Holzbläsern staunen.
Bevor diese Ausgabe wieder mit einer Hör- und Sehempfehlung schließt, möchte ich heute auch auf eine besondere Aufnahme hinweisen, die Sie mit dem folgendem Link auch abrufen können:
Als Leonard Bernstein 1966 mit Verdis „Falstaff“ sein Debüt an der Wiener Staatsoper gab, folgte auch die erste Zusammenarbeit mit dem Opernorchester als Konzertorchester - den Wiener Philharmonikern. Neben Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ wurden Mozarts „Linzer“-Sinfonie und eben das Klavierkonzert B-Dur KV 450 (Bernstein leitete es vom Klavier aus) aufgeführt und im März 1966 in den Sofiensälen für Schallplatte aufgenommen. Bernstein zeigt Mut zur Subjektivität. Entstanden ist m. E. eine der schönsten Aufnahmen dieses Konzertes:
Und zum Schluss noch der Mitschnitt vom 23. Juli 2019 aus der Londoner Royal Albert Hall. Die junge Pianistin Yeol Eum Son musizierte Mozarts Konzert mit dem BBC Philharmonic unter der Leitung von Omer Meir Wellber:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler