Suche

Musik in schwierigen Zeiten Ansicht

04.07.2022 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 347

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

zu Wochenbeginn wieder einmal ein Konzert, das gleich zwei Soloinstrumente vereint: Das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Es ist das zweite von insgesamt drei Doppelkonzerten, die Mozart schrieb. Dieses entstand nicht zufällig während seines dritten Paris-Aufenthalts (März bis September 1778), denn zu dieser Zeit war die Harfe das Modeinstrument der gehobenen französischen Gesellschaft in Paris; zahlreiche Harfen-Manufakturen hatten dort ihren Sitz. Der Paris-Aufenthalt war der Tiefpunkt einer knapp eineinhalb Jahre dauernden, zusammen mit der Mutter unternommenen Reise durch Deutschland und Frankreich, die der erfolglos gebliebenen Suche nach einer Stelle als Kapellmeister diente. Abgesehen vom Tod der Mutter zeugen die erhaltenen Briefe aus dieser Zeit von fehlgeschlagenen Aufführungsversuchen, persönlichen Zurücksetzungen und unbezahlten Unterrichtsstunden und Kompositionsaufträgen.

In dieser Situation erreicht ihn ein lukrativer Auftrag: Mozart soll ein Konzert für Flöte und Harfe komponieren. Adrien-Louis Bonnières de Souastre, der Duc de Guines, Diplomat im höheren Dienst, ist ein begeisterter Hobby-Flötist, seine Tochter spielt Harfe. Für diese beiden Soloinstrumente soll Mozart komponieren. Im gesamten Stück wechseln sich Solo- und Orchesterpassagen ab, allerdings spielt bis auf wenige Ausnahmen keiner der Solisten alleine. Mit der Zahlungsmoral nimmt es der Duc nicht ganz so genau, "er hat keine Ehre im Leib" schimpft Mozart, als er sein Geld nicht bekommt. Mozart schreibt sein Doppelkonzert dennoch zu Ende, es ist das einzige Werk, in dem Mozart eine Harfe besetzt.

Was überdauerte, ist ein in dieser Kombination einmaliges Stück, das sich dank seiner eingängigen Melodien schnell großer Beliebtheit beim Publikum und bei den Solisten erfreute. Seine Ausnahmestellung konnte es bis heute behaupten. Mit bewundernswertem Geschick behandelt Mozart die beiden Soloparts. Die Flöte erhält den Großteil der kantablen Melodik, die in der damaligen Zeit technisch und klanglich noch unterentwickelte Einfachpedalharfe mehr in kleinen Notenwerten gehaltene Passagen, oft auch rauschendes Arpeggienwerk. Mozart hat also durchaus nicht, wie es damals noch manche Zeitgenossen taten, der Harfe einen reinen Klaviersatz übertragen, sondern sich auf die besonderen Möglichkeiten des Instruments eingestellt.

Zwei Solisten der Berliner Philharmoniker sind im heutigen Konzertmitschnitt in der Berliner Philharmonie aus dem Jahr 1998 zu erleben: Emmanuel Pahud (Flöte) und Marie-Pierre Langlamet (Harfe). Die Berliner Philharmoniker musizieren unter der Leitung von Claudio Abbado, als Zugabe erklingt Jacques Iberts "Entr'acte":

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Urlaubsgrüßen von der Nordsee

Matthias Wengler

Beitrag von sd