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26.06.2023 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 495

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Preisfrage: Unser heutiges Musikstück ist ein rund zehnminütiges einsätziges Klavierkonzert, das den Namen einer europäischen Hauptstadt im Titel trägt. Wie heißt dieses Konzert, wie heißt der Komponist? Wenn Sie auf das Warschauer Konzert von Richard Addinsell gekommen sind: Bravo, damit liegen Sie richtig!

Der in London geborene und gestorbene britische Filmmusikkomponist Richard Addinsell (1904 - 1977) hatte zunächst für kurze Zeit Jura in Oxford studiert, bevor er an das Royal College of Music in London wechselte. Auch dieses verließ er ohne formalen Abschluss und setzte seine Studien zwischen 1929 und 1932 im Ausland, insbesondere in Wien und Berlin, fort. In diesen Jahren komponierte Addinsell in erster Linie Schauspiel-, und ab etwa 1933 auch zunehmend Filmmusiken. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Addinsell international etabliert als Komponist für Hörspiel-, Schauspiel- und Filmmusik.

Während des Krieges erschienen mehrere Filmreportagen mit der begleitenden Musik Addinsells. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA und Kompositionen für Hollywood kehrte er nach Kriegsende nach Großbritannien zurück und befasste sich weiterhin mit der Komposition von Filmmusik. Sein bekanntestes Werk, das ihm auch zu seinem größten Erfolg verhalf, war die Rhapsodie für Klavier und Orchester für den britischen Kriegsfilm "Dangerous Moonlight" im Jahr 1941.

Der Film erzählt die Geschichte eines polnischen Pianisten, der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien flieht, um dort als Pilot gegen die Deutschen zu kämpfen - einer der Drehbuchautoren war übrigens Terence Young, der später vor allem als Bond-Regisseur zu weltweiter Berühmtheit kommen sollte. Musikalischer Höhepunkt ist eine Konzertszene, in der das besagte Werk zur Aufführung gelangt. Ursprünglich war die Verwendung von Sergej  Rachmaninoffs zweitem Klavierkonzert vorgesehen gewesen, und in der Tat nahm Addinsell denn auch stilistische Anleihen aus diesem und anderen Werken seines russischen Kollegen.

Der Film wurde ein durchschlagender Erfolg, wozu die Musik erheblich beitrug. Das Hauptthema stammt übrigens von einer Rumba, die Addinsell in den 20er Jahren als Student in Oxford komponiert hatte. Man kann das „Warschauer Konzert“ wohl mit Fug und Recht als einen der ersten Hits der Filmmusikgeschichte bezeichnen.

Unser heutiger Konzertmitschnitt stammt von den BBC Proms; am 31. August 2013 erklang Addinsells Warschauer Konzert in der Londoner Royal Albert Hall, es musizieren Valentina Lisitsa und das BBC Concert Orchestra unter der Leitung von Keith Lockhart:

www.youtube.com/watch 5 0 hwks t=4s

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd