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04.03.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 597

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

heute erwartet Sie Klaviermusik zu vier Händen von Wolfgang Amadeus Mozart: Die Sonate C-Dur KV 521.

Wolfgang Amadeus Mozart war einer der ersten, der ernstzunehmende Klaviermusik zu vier Händen komponierte. Bereits im Alter von neun Jahren schrieb er die Sonate C-Dur KV 19d für sich und seine Schwester - zu einer Zeit, in der "bis dahin noch nirgends eine vierhändige Sonate gemacht" worden sei, wie Leopold Mozart stolz bemerkte.

Als sein Sohn 22 Jahre später die Sonate C-Dur KV 521 skizzierte, hatte er die Gattung mit nicht einmal zehn Werken quasi im Alleingang zur Vollendung gebracht - mit orchestral gedachter, vollgriffiger, virtuoser und sämtliche Bereiche der Klaviatur ausnutzender Musik. Entstanden ist das Stück Ende Mai 1787 für Mozarts Schülerin Franziska von Jacquin, die eine hervorragende Pianistin gewesen sein muss.Beide Spieler nehmen in diesem Werk absolut gleichberechtigt am musikalischen Geschehen teil, da Begleitung und virtuose Figuren nicht auf "Secondo" und "Primo" aufgeteilt werden. Stattdessen entsteht in fesselndem konzertanten Wettstreit ein lebhafter Dialog - weshalb Mozart vorsorglich an Franziska von Jacquins Bruder Gottfried schrieb, dessen "Fräulein Schwester" solle gleich mit dem Üben der Sonate anfangen, "denn sie seÿe etwas schwer".

Insgesamt wirkt das Werk wie ein brillantes Klavierkonzert en miniature - mit marschartigen Fanfaren im Kopfsatz (dessen scharf punktierter Unisono-Beginn wie ein einleitendes Orchestertutti klingt, dem scheinbar Bläsereinwürfe über Basswiederholungen folgen), einer pastoralen Idylle im zentralen Andante und einem brillanten Final-Rondo, das mit seinen schmissigen Kadenzen im launigen Tonfall einer Buffo-Oper ausklingt.  

Hier zunächst der erste Satz, mit Lucas und Arthur Jussen, mit denen ich das Stück vor wenigen Wochen im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie (komplett) erleben durfte, der Mitschnitt entstand 2015 im Concertgemaal in Amsterdam:

www.youtube.com/watch

Und hier noch der Beweis in zwei Mitschnitten, wie unterschiedlich dieselbe Pianistin ein Stück interpretiert: Martha Argerich spielte Mozarts C-Dur-Sonate mit Yevgeny Kissin am 22. Juli 2003 in der Salle Médran, es war das Konzert zum 10-jährigen Jubiläum des Verbier Musikfestivals:

www.youtube.com/watch

Zum Abschluss noch ein Mitschnitt von der Salzburger Mozartwoche: Martha Argerich und Daniel Barenboim spielten das Werk am 23. Januar 2021 im Salzburger Mozarteum:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Urlaubsgrüßen aus Dänemark

Matthias Wengler

Beitrag von sd