Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der KIrchenmusik,
heute steht wieder einmal vierhändige Klaviermusik auf dem Programm - ein Werk, das ich häufiger mit verschiedenen Partnern musiziert habe, ist die Petite Suite von Claude Debussy.
Man könnte erwarten, dass Debussy im Sommer 1888 bei seinem ersten Bayreuth-Besuch völlig von Wagner eingenommen wurde, doch blieb ein Teil von ihm unauslöschlich französisch. Die Petite suite entstand wahrscheinlich gegen Ende des Jahres 1888, Debussy gab zusammen mit seinem zukünftigen Verleger Jacques Durand 1889 im Rahmen eines Privatsalons die erste Aufführung. Es handelt sich dabei um ideale Salonmusik - nicht zu mächtig und nicht zu lang, gut begreifliche Rhythmen und eingängige Melodien. Wenn man die Einflüsse sucht, so sollte man in Richtung Delibes, Fauré und - im Falle des lebhaften Finales - Chabrier schauen. In der ersten Aufführung ging mit Debussy hier die Begeisterung durch, so dass der arme Durand Mühe hatte, noch mitzukommen...
Die Musik mit ihren scharf geschnittenen Phrasen und modalen Wendungen strahlt trotzdem eine Vertrautheit aus, wie etwa in den Anfangsharmonien von „En bateau“. Der Titel dieses Satzes sowie des nächsten („Cortège“) stammt aus dem Gedichtband "Fêtes galantes" von Paul Verlaine, eine von Debussy bevorzugte Textquelle. Es ist daher möglich, dass mit „En bateau“ das Ruderboot dargestellt wird, wie es im Mondlicht „fröhlich über das träumende Wasser gleitet“, und dass in „Cortège“ „ein Affe in Brokatjacke vor seiner Herrin her trabt und springt, während sie, elegant behandschuht, mit einem Spitzentaschentuch winkt“. Die einzig sichere Identifizierung lässt sich im dritten Satz, „Menuet“, vornehmen - eine Transkription von Debussys Lied "Fête galante" (1882).
Zwei Sätze der Petite Suite musizierten Lang Lang und Christoph Eschenbach als Zugabe, nachdem unmittelbar zuvor Beethovens fünftes Klavierkonzert bewältigt wurde, der Mitschnitt entstand am 25. August 2012 in der Kieler Sparkassen-Arena:
Die vollständige Petite Suite ist im folgenden Link zu sehen, es musizieren Martha Argerich und Cristina Marton, der Mitschnitt entstand am 17. Juni 2013 im Rahmen des Martha Argerich Projects in Lugano:
Debussys reizvolle Suite war sofort beliebt. Die weite Verbreitung führte zu der Forderung nach einer Orchesterfassung. Der mit neuen Werken zu sehr beschäftigte Komponist übertrug die Orchestrierung schließlich dem Dirigenten Henri Büsser. Diese Fassung ist im folgenden Link mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von François Leleux zu sehen. Der Mitschnitt entstand ohne Publikum am 5. Mai 2021 im hr-Sendesaal in Frankfurt:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler