Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
in der Karwoche stelle ich Ihnen in diesem Jahr drei Werke vor, in denen Sterben und Tod eine wichtige Rolle spielt. Den Auftakt macht heute die Trauermusik von Paul Hindemith.
Am 20. Januar 1936 starb King George V., der Großvater von Queen Elisabeth II. von England. Paul Hindemith, der zwei Tage später das Orchester der BBC dirigieren sollte und deshalb in London weilte, wurde gebeten, zum Gedenken ein neues Stück zu schreiben, das anstelle des geplanten Konzerts live gespielt und gesendet werden konnte. So entstand binnen eines halben Tages die Trauermusik für Viola und Streicher. In ihrem Zentrum steht der aus Johann Sebastian Bachs "Die Kunst der Fuge" bekannte Choral "Vor deinen Thron tret’ ich hiermit".
Anders als Joseph Haydn, der in seinen Londoner Klaviertrios dem Wiener klassischen Stil treu blieb, hat Hindemith dem Land, dessen König er ehrte, stilistisch seine Reverenz erwiesen. Der Kopfsatz ist im Duktus einer Pavane geschrieben, eines in der altenglischen Musik beliebten Tanzes, der zum Ausdruck der Trauer verwendet wurde. Die beiden kurzen Mittelsätze sind barocke Spielmusiken über ein Thema, das zunächst “ruhig bewegt”, dann “lebhaft” vorgestellt wird. Den Schlusspunkt der rund zehnminütigen Trauermusik setzt – wie in einer Bachschen Kantate – der Choral "Vor deinen Thron tret' ich hiermit".
Der folgende Konzertmitschnitt entstand am 14. Dezember 2012 in der Alten Oper Frankfurt, es musizieren Antoine Tamestit und das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Paavo Järvi:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler