Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 gehört zu den bekanntesten Werken der Wiener Klassik und ist hier bereits vorgestellt worden - die heutige Ausgabe soll der sogenannten "kleinen g-Moll-Sinfonie" des Salzburger Meisters gewidmet sein: die Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183.
Mozart vollendete am 5. Oktober 1773 mit der 25. Sinfonie sein erstes in Moll stehendes Werk dieser Gattung. Er schrieb es nach der Rückkehr von seiner dritten Italienreise, die er gemeinsam mit seinem Vater Leopold unternommen und in deren Verlauf er seinen 17. Geburtstag gefeiert hatte. Im heimatlichen Salzburg fand er eine veränderte Situation vor: Er musste sich als junger Mann endgültig vom Wunderkind-Nimbus verabschieden und fand sich als besoldeter Konzertmeister in den Diensten des Fürsterzbischofs mit neuen Aufgaben konfrontiert. Um als Komponist weiterhin ernst genommen zu werden, wandte er sich zu jener Zeit vermehrt größeren orchestralen Werken zu. Seine "kleine", etwa 20 Minuten lange g-Moll-Sinfonie (die "große" folgte 1788) lehnt sich an Joseph Haydns 39. Sinfonie von 1768/69 an, zum einen in der Tonart, zum anderen in der ungewöhnlichen und damals seltenen Besetzung mit vier Hörnern.
"Klein" ist an dieser Sinfonie eigentlich gar nichts. Sie stellt vielmehr einen Riesenschritt in ein neues sinfonisches Zeitalter dar. Nie zuvor wurde so persönlich in einer Sinfonie gesprochen: Es ist unmittelbare Ausdrucksmusik, mit der der Komponist seine Gefühle und Gedanken als Botschaft an seine Mit- und Nachwelt weitergibt. Erstmals erscheint eine Sinfonie als Bekenntnis, der junge Komponist missachtet jede Etikette und bringt einzig zum Ausdruck, was ihn bewegt, berührt und beschäftigt. Fast überflüssig zu erwähnen, dass dies auf höchstem kompositionstechnischen Niveau geschieht: Mozart beherrschte die sinfonische Form und die Orchestersprache perfekt, eine Folge seiner mehr als zehnjährigen, auf internationalem Parkett erprobten Ausbildung durch den Vater Leopold Mozart und anderer bedeutender Lehrmeister; und er hatte die unvergleichliche Begabung, Erlebtes, Gehörtes und Erfahrenes sofort weiterzuentwickeln, in einen eigenen, unverwechselbaren Tonfall zu bringen und mit diesem zu verschmelzen.
Die g-moll-Sinfonie bohrt sich mit ihrem Synkopen-Anfang in das Herz und wühlt es mit pulsierenden, meist in der dunklen Grundtonart stehenden Themen auf. In den Ecksätzen und dem Menuett kommt die Musik kaum zur Ruhe, sie bebt, stampft und kämpft. Manchmal beinahe trotzig, dann wieder schmerzverzerrt oder energiegeladen. Das Düstere bekommt eine Dynamik; nur manchmal beruhigt sich die Musik, erhält dabei aber einen sehnsüchtigen Charakter, etwa in der Oboenstimme, die sich aus dem wogenden Kopfsatz kantabel emporhebt, dann im langsamen Satz, der ins lichtere Es-Dur entrückt ist, und in der kurzen Pastoralszene des Trios im Menuett.
Drei Empfehlungen gebe ich Ihnen für dieses Werk, zunächst Leonard Bernstein mit den Wiener Philharmonikern, aufgezeichnet im Oktober 1988 im Wiener Musikverein:
Zum Vergleich: Ein Mitschnitt von der Mozart-Woche 2001 mit dem Salzburger Mozarteum Orchester unter der Leitung von Frans Brüggen:
Und zum Schluss noch ein Mitschnitt aus Frankfurt mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von François Leleux, Dirigent, aufgezeichnet am 12. Mai 2017 im hr-Sendesaal:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler