Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
heute kommen wieder die Freunde der Kammermusik auf ihre Kosten - die Wahl fiel auf Wolfgang Amadeus Mozarts Quintett für Klavier und Bläser Es-Dur KV 452.
Die Jahre 1784 bis 1788 waren für Wolfgang Amadeus Mozart wohl die geschäftigsten und erfolgreichsten Jahre seines Lebens. Diese Zeit beflügelte offenbar auch Mozarts Fantasie, er experimentierte mit ungewöhnlichen Kammermusikformationen. Besonders neuartig war die Besetzung eines Quintetts für Klavier und Bläser. Frei von Gattungstraditionen gelang ihm damit ein kongenialer Wurf. Im Jahr 1784, als Mozart sein Klavierquintett komponiert, gehören diese Instrumente verschiedenen Welten an. Das Klavier brilliert bei musikalischen Akademien als Soloinstrument mit Konzerten oder Sonaten. Die vier Bläser, also Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, bilden - paarweise verdoppelt, als Bläseroktett - die klassische Besetzung einer Harmoniemusik, liefern leichte musikalische Kost für Gartenkonzerte oder Feste. Mozart bringt diese Welten im Es-Dur-Quintett zusammen - eine Neuheit.
Trotz der ungewöhnlichen Besetzung des Quintetts lässt Mozart keine Unsicherheiten hinsichtlich der kammermusikalischen Klangbalance oder Formgestaltung erkennen. Jedem Mitwirkenden wird Gelegenheit gegeben, sich zu profilieren; jedes Instrument hat gleichermaßen Anteil am melodischen Geschehen und an der thematischen Arbeit. Aus den verschiedenen Klangkombinationen entwickelt Mozart einen schier unerschöpflichen Farbenreichtum. Allenfalls der Klavierpart schwingt sich gelegentlich zu solistischem Eigenleben auf, um sich jedoch sofort wieder in den kammermusikalisch-gemeinschaftlichen Gestus einzuordnen. Die Form entspricht auch dem typischen Solokonzert: ein Sonatenhauptsatz als Eröffnung, ein sangliches Larghetto und dann, als Rausschmeißer, ein Rondo.
Mit seinem Quintett für Klavier und Bläser als Besetzung hat Mozart wenige Nachahmer gefunden. Beethoven schrieb in seinen jungen Jahren ein Klavierquintett und lehnte sich eng an Mozart an. Auch Komponisten wie Ignaz Pleyel, Franz Danzi oder Heinrich von Herzogenberg versuchten sich in dieser Gattung, aber wirklich etabliert hat sie sich nicht. Die Dichte des Dialogs, die harmonische Magie, der nuancenreiche Einsatz der Instrumente - damit waren die Maßstäbe hoch gesetzt. Das merkte übrigens auch Mozart: Er bezeichnete sein Klavierquintett im Entstehungsjahr 1784 als das Beste, was er bis dahin geschrieben habe. Das Quintett brachte er im Rahmen seiner großen Akademie im Burgtheater, der damaligen Wiener Hofoper, am 1. April 1784 zur Uraufführung.
Der heutige erste Konzertmitschnitt kommt aus England: Im Mai 2016 musizierten beim Whittington International Chamber Music Festival in der St. John The Baptist Church Caspar Frantz (Klavier), Chris Richards (Klarinette), Joost Bosdijk (Fagott), Katy Woolley (Horn) und Olivier Stankiewicz (Oboe):
Zum Vergleich: Andrey Godik (Oboe), Sharon Kam (Klarinette), Michael von Schönermark (Fagott), David Guerrier (Horn) und Nelson Goerner (Klavier), aufgezeichnet im Rahmen des Solsberg Festivals am 2. Juni 2021 in der Klosterkirche Olsberg:
Der letzte Mitschnitt kommt aus der Moskauer Tschaikowksy Concert Hall. Dort musizierten am 7. Januar 2019 Alexei Ogrintchouk (Oboe) Laurent Lefèvre (Fagott), Nicolas Baldeyrou (Klarinette), Stefan Dohr (Horn) und Nikolai Lugansky (Klavier):
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler