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09.06.2023 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 486

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

ein Höhepunkt der Kammermusik erwartet Sie in der heutigen Ausgabe: Franz Schuberts Klaviertrio Nr. 2 Es-Dur D 929.

Wie das erste Klaviertrio B-Dur D 898 und das posthum veröffentlichte Notturno D 897 entstand auch das zweite Klaviertrio Es-Dur D 929 vermutlich Ende 1827. Man hat angenommen, dass das selbständige Notturno ursprünglich als Adagio für das B-Dur-Trio gedacht war; und die Datierung des benutzten Papiers unterstützt diese Ansicht. Das zweite der beiden vollendeten Trios wurde im Januar 1828 im privaten Kreise aufgeführt, als Schuberts Schulfreund Josef von Spaun seine Verlobung feierte. Bei der Privataufführung spielten der Pianist Karl Maria von Bocklet, der Geiger Ignaz Schuppanzigh und der Cellist Josef Linke. Im Oktober 1828 veröffentlichte Heinrich Albert Probst das Werk in Leipzig. Es war die erste Komposition von Schubert, die das Interesse eines ausländischen Verlegers fand.

Der Kopfsatz weckt sofort die Aufmerksamkeit des Zuhörers, und das erste, dramatisch konturierte Thema führt zu einem lyrischen Nebengedanken, der vom Violoncello vorgestellt und unmittelbar darauf von der Violine aufgegriffen wird. Das thematische Material der Exposition wird in der zentralen Durchführung mit ihren Tonartenwechseln gehörig ausgelotet, worauf die Reprise folgt. Bei der Melodie des langsamen Satzes in c-Moll soll es sich Schuberts Freund Leopold von Sonnleithner zufolge um ein schwedisches Volkslied handeln. Dieses wurde inzwischen tatsächlich als "Se solen sjunker" ("Sieh die Sonne untergehen") identifiziert. Die Verwendung eines Kanons im Scherzo - Violine und Violoncello imitieren hier das Klavier - hat Vorbilder nicht zuletzt bei Haydn. Umrahmt wird davon ein dynamisch-kontrastreiches Trio in As-dur. Eine Klaviermelodie leitet das abschließende Allegro moderato mit seiner wiederholten Exposition und einer ausgedehnten Durchführung ein. Der Satz enthält ein kontrastierendes Nebenthema, das zuerst in c-Moll erscheint; außerdem gibt es Erinnerungen an das Volkslied aus dem zweiten Satz, bevor das Finale auf brillante Weise zu Ende geht.

„Wie eine zürnende Himmelserscheinung“ ging Schuberts Es-Dur-Klaviertrio für Robert Schumann über das damalige „Musiktreiben hinweg“. Zeitlebens blieb es für ihn Schuberts „Eigenthümlichstes“, ein Non plus ultra der zeitgenössischen Kammermusik.   

Das Trio Gaspard (Jonian Ilias Kadesha, Vashti Hunter und Nicholas Rimmer) führte Schuberts Es-Dur-Trio am 26. Februar 2018 im Historischen Gemeindesaal in Bonn auf:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd