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04.10.2022 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 385

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Spielsucht ist ein Thema, das auch in der Oper immer wieder aufgegriffen wurde - so auch in unserem heutigen Werk: Peter Tschaikowskys "Pique Dame".

„Eine russische Carmen, aber prachtvoller!“ Diesem Wunsch des Direktors der Kaiserlichen Theater in St. Petersburg kam Peter Tschaikowsky 1889 mit „Pique Dame“ nach. In dieser Oper ist es jedoch eine Spielkarte, die den sicheren Tod bedeutet.

Peter Tschaikowsky habe „bittere Tränen bei der Komposition geweint“, bekannte er, nachdem seine Oper am 19. Dezember 1890 uraufgeführt worden war. Für eine ungestörte Arbeit an seiner vorletzten Oper war der 50-jährige Komponist nach Florenz geflüchtet, denn Depressionen und Ängste machten ihm sehr zu schaffen, weil seine Frau ihn bedrängte und erpresste. Mit seiner angstvoll verschwiegenen Homosexualität war Tschaikowsky ein Außenseiter wie der Held der Geschichte Hermann. „Pique Dame“, entstanden nach einer Novelle von Alexander Puschkin, ist eine Oper, die der Komponist mit seinem Leben geschrieben hat: sie sei „wirklich mein Chef d’œuvre“.

„Entweder ich befinde mich in einem schrecklichen Irrtum, oder "Pique Dame" ist wirklich die Krönung meines Lebenswerkes!“, so urteilte Peter Tschaikowsky selbst über sein Werk. Im Januar 1890 hatte er mit der Arbeit in Florenz begonnen. Nur wenige Wochen später war die Oper fertig. Mit ihren ausdrucksstarken Melodien und der großen Dramatik ist die Oper seit ihrer Uraufführung bis heute ein Erfolgsgarant.

Im Mittelpunkt des Spielerdramas steht Hermann, ein undurchsichtiger Charakter. Der Offizier ist ein Außenseiter, nicht nur weil er nicht aus Russland stammt, sondern vor allem auch deshalb, weil er ein Habenichts ist, der um jede noch so kleine Anerkennung buhlt und für Geld einfach alles tut. Im Spiel sucht er sein Glück. Die allseits bewunderte, mit unvergleichlicher Schönheit ausgestattete Gräfin, soll sich einst als leidenschaftliche Kartenspielerin von einem Grafen das Geheimnis der drei gewinnbringenden Karten - drei, sieben und As - durch ihre Hingabe erkauft haben. Hermann sucht beides: Glück im Spiel und in der Liebe. Die drei Karten werden für Hermann zur fixen Idee. Er muss diese Karte besitzen, auch um Lisa zu gewinnen, die schöne Unbekannte, in die er sich verliebt hat, die ihm jedoch von seinem Kriegskameraden Jeletzki als dessen Braut vorgestellt wird. Lisa und Herrmann kommen sich näher, aber für Hermann wird das Spiel zur Obsession. Am Ende jedoch hält er die tödliche Karte in der Hand: die „Pique Dame“.

Meine heutige Empfehlung: Die Inszenierung von Kurt Horres an der Wiener Staatsoper aus dem Jahr 1992 - die Besetzung der Hauptpartien, bei der so mancher Opernfreund ins Schwärmen geraten dürfte: Vladimir Atlantov (Hermann), Mirella Freni (Lisa), Sergej Leiferkus (Graf Tomski), Opernlegende Martha Mödl (Die Gräfin), Vladimir Chernov (Fürst Jeletzki) und Vesselina Kasarova (Polina), die damals gerade am Beginn ihrer Weltkarriere stand. Chor und Orchester der Wiener Staatsoper wurden geleitet von Seiji Ozawa:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler


Inhalt

1. Akt
Kinderfrauen sind mit der Beaufsichtigung der ihnen anvertrauten Kinder beschäftigt. Graf Tomski und die Offiziere Tschekalinski und Surin besprechen das Verhalten des verschlossenen Außenseiters Hermann: Er sitzt stets brütend im Kasino, ohne am Kartenspiel teilzunehmen. Dem Grafen Tomski gesteht dieser die Ursache seines Leides. Er ist in eine Unbekannte verliebt, kann sie aber wegen ihrer vornehmen Herkunft niemals heiraten. Als Fürst Jeletzki den Freunden seine Verlobte Lisa vorstellt, erkennt Hermann in ihr die namenlose Geliebte. Tomski erzählt den Umstehenden, dass die Alte Gräfin in ihrer Jugend als exquisite Schönheit bekannt war. Nach einer verlorenen Kartenpartie wurde ihr das Geheimnis verraten, mit drei gewinnbringenden Karten ihr Vermögen zurückzugewinnen. Es wurde ihr allerdings vorausgesagt, dass einer kommen werde, der ihr das Geheimnis der drei Karten entreißen und den Tod bringen werde. Hermann ist von der Erzählung fasziniert und beschließt, das Rätsel zu lösen, seine Geliebte und ein Vermögen zu gewinnen. In der Nacht gesteht Lisa sich die Liebe zu Hermann ein. Als er in ihr Zimmer eindringt, offenbaren die Liebenden einander ihre Leidenschaft.

2. Akt
Eine Feier im Palais der Gräfin. Lisa übergibt Hermann den Schlüssel zu einer geheimen Pforte: Er soll in der Nacht in ihr Schlafgemach kommen. Der Weg dorthin führt allerdings durch das Zimmer der Gräfin. Dort versteckt sich Hermann, um von ihr das Mysterium der drei glücksbringenden Karten zu erfahren. Doch während der Begegnung mit ihm stirbt die Gräfin.

3. Akt
Hermann liest einen Brief Lisas, in dem sie ihn um eine Aussprache bittet. Da erscheint ihm die Tote und nennt die drei Karten: Drei - Sieben - As. Lisa erwartet Hermann an der Uferpromenade. Als er erscheint, ist er - zu ihrer großen Verzweiflung - nur noch von der Spielleidenschaft besessen. Im Kasino, wo sich Jeletzki wegen Lisa an Hermann rächen will, versucht er sein Glück. Mit den ersten beiden Karten gewinnt er eine große Summe. Beim dritten und letzten Spiel setzt er sein gesamtes Vermögen, doch seine dritte Karte ist nicht das erwartete As, sondern die Pique Dame. Er verliert Spiel und Leben - und erkennt noch im Sterben Lisa als wahres Glück.

Beitrag von sd