Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
unser heutiges Musikstück können Sie gleich in zwei verschiedenen Fassungen erleben: Das Septett op. 20 für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass zählt zu den erfolgreichsten Kompositionen Ludwig van Beethovens. Er selbst bearbeitete es als Trio op. 38 für Klarinette, Violoncello und Klavier.
Beethovens Septett op. 20 entstand in den Jahren 1799/1800 und ist Maria Theresia Kaiserin von Österreich gewidmet. Es handelt sich hierbei um ein außergewöhnliches, groß besetztes Kammermusikwerk, das einer der herausragenden Beiträge des jungen Beethoven zur Musik seiner Zeit war. Nachdem Beethoven 1792 zum zweiten Mal nach Wien gekommen war, hatte er es nicht leicht, Beachtung und Zustimmung für seine neuen Ideen auf dem kompositorischen Gebiet zu finden. Das Septett entstand parallel zu seinen Streichquartetten op. 18 und der Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21, zu einer Zeit, da Beethoven noch Unterricht bei Antonio Salieri nahm und gleichzeitig versuchte, als freischaffender Künstler zu bestehen.
Am 2. April 1800 gab er seine erste eigene Akademie im Wiener Burgtheater und stellte sich als Pianist und Komponist dem Wiener Publikum vor. Neben dem Septett erklang ein Klavierkonzert und die erste Sinfonie. Das Konzert wurde ein großer Erfolg und trug zum Durchbruch Beethovens bei. Mit dem Septett schuf Beethoven eine neue Gattung der Kammermusik, in der sich Bläser und Streicher gleichberechtigt gegenüberstehen. Die Anzahl der Sätze und ihre Abfolge orientieren sich am Divertimento-Typus (vor allem von Wolfgang Amadeus Mozart).
Das Septett wurde schnell das populärste Werk Beethovens, auf das er zunächst recht stolz war. So hat er es selbst für Klaviertrio mit Klarinette oder Violine bearbeitet und dabei lediglich die Instrumentation geändert; 1805 veröffentlichte er es als Grand Trio. Das Septett blieb Beethovens meistgespieltes Werk, was sein Schöpfer später ärgerlich fand. „Sein Septett konnte er nicht leiden und ärgerte sich über den Beifall, den es erhielt“, erinnert sich sein Schüler Carl Czerny.
Hier zunächst das Werk in der Originalfassung: Beethovens Septett wurde 2011 im Rahmen des Internationalen Kammermusikfestival Utrecht aufgeführt, zu sehen sind Janine Jansen (Violine), Dana Zemtsov (Viola), Jens Peter Maintz (Violoncello), Stacey Watton (Kontrabass), Martin Fröst (Klarinette), Jasper de Waal (Horn) und Fredrik Ekdahl (Fagott)
Beethovens Bearbeitung als Grand Trio op. 38 stand am 30. September 2015 im Musiksaal der Kurbrunnenanlage in Rheinfelden im Rahmen des Hochrhein Musikfestivals auf dem Programm, es musizieren Andreas Ottensamer (Klarinette), Sol Gabetta (Violoncello) und Dejan Lazić (Klavier):
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler