Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
manchmal gerät man ins Staunen, wie lange ein Musikwerk entsteht - unser heutiges Stück ist so ein Beispiel: Franz Liszt entwickelte und erarbeitete fast drei Jahrzehnte lang sein Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur.
Lange bevor Franz Liszt 1848 in Weimar eine Wirkungsstätte fand, begann er, an einem, genauer gesagt: an zwei Klavierkonzerten zu schreiben. Erste Skizzen zum ersten Klavierkonzert Es-Dur stammen aus dem Jahr 1830, erste Skizzen zum zweiten in A-Dur von 1839. Und doch zogen sich beide Konzerte, ihre Entstehung, Umarbeitung, Fertigstellung hinein in die schöpferisch so wichtige Zeit Franz Liszts in Weimar.
Zwar war sein Leben, als er sich als Kapellmeister nach Weimar verpflichtete und dort vor allem seine Sinfonischen Dichtungen komponierte, weit weniger beschaulich als erhofft. Aber inspirierend war es auf jeden Fall. Was bis heute den Kern seines Klavierschaffens ausmacht, entstand in Weimar: Die h-Moll-Sonate, die Dante-Fantasie, die Études d´execution transcendante - um nur drei zu nennen. Nicht zuletzt vollendete Liszt in Weimar, nach einem Prozess schier endloser Umarbeitungen, auch seine beiden Konzerte für Klavier und Orchester.
Für Bedeutendes brauchte Liszt oft nur wenige Takte. Dichte und Ausdruckskraft sind bei ihm meist das Resultat eines langen "Destillationsprozesses". Konzentriert ist daher das, was als Ergebnis dann herauskam. Das trifft auch auf das zweite Klavierkonzert zu, das nach einer schier endlosen Folge von Überarbeitungen in seiner endgültigen Fassung erst 1863 - nach fast 30 Jahren - auf die Bühne kam.
Beide Klavierkonzerte von Liszt haben, so unterschiedlich sie von ihrer Anmutung her auch sein mögen, einiges gemeinsam: In ihnen versucht Liszt seine Gedanken von Sinfonischer Dichtung auf die Konzertform zu übertragen. Zwar gibt es noch einzelne Sätze in den Konzerten, aber sie werden nicht mehr klar voneinander getrennt gespielt. Auch die Themen innerhalb der Konzerte sind so stark miteinander verwoben, dass ein großes Ganzes entstehen muss. Und über allem schwebt natürlich der Anspruch des Virtuosen Liszt, der immer Raum für virtuose Effekte des Solisten eingebaut hat. Dieses Werk zeigt im Gegensatz zum Ersten auch die lyrisch-empfindsame, romantische Seite der Liszt'schen Natur, ohne dabei temperamentlos zu sein.
Heute erwartet Sie ein Mitschnitt aus der Alten Oper in Frankfurt: Francesco Piemontesi spielte Liszts zweites Klavierkonzert am 17. November 2017 mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Marek Janowski:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler