Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
unsere gefiederten (und musikalischen!) Freunden ist die heutige Ausgabe gewidmet: Georg Friedrich Händels Konzert für Orgel und Orchester Nr. 13 F-Dur HWV 295, das den Beinamen „Der Kuckuck und die Nachtigall“ erhielt.
Händel und die Orgel - das ist bei diesem Musikgiganten des Barock ein besonderes Kapitel: Händel erhielt seine erste musikalische Ausbildung durch den angesehenen Komponisten und Organisten Friedrich Wilhelm Zachow in seiner Heimatstadt Halle. Gemäß dem Wunsch des verstorbenen Vaters immatrikulierte er sich nach Absschluss des Gymnasiums 1702 zwar an der dortigen Universität, verließ diese aber nach wenigen Wochen zugunsten des Organistenamts an der reformierten Schloss- und Domkirche. Nach Ablauf des Probejahrs zog er nach Hamburg und spielte zunächst Violine, später das Continuo-Cembalo im Orchester des Opernhauses am Gänsemarkt. Dort wurde seine erste Oper „Almira, Königin von Kastilien“ (1704) ein großer Erfolg, seine zweite hingegen fand keinen Gefallen. Händel beschloss, die Kunst der Oper in ihrer Heimat zu studieren, reiste im Frühjahr 1706 nach Italien, besuchte die wichtigsten Musikstädte und erlernte den italienischen Opernstil.
Nach anschließender Kapellmeistertätigkeit in Hannover (1710-1712) ließ er sich in London nieder und war dort mit Opern im italienischen Stil sehr erfolgreich - bis das englische Publikum in den frühen 1730-er Jahren mehr und mehr das Interesse an dieser spektakulären Gattung verlor. Hierdurch verschärfte sich der Wettstreit zwischen den Londoner Musikveranstaltern, die auf der Suche nach der Gunst des Publikums immer größere Beträge in namhafte Sänger investierten und dabei hohe ökonomische Risiken eingingen. Als die mit Händel konkurrierende Adelsoper zur Saison 1734/35 den weltberühmten Kastraten Farinelli verpflichtete, sagte manch zeitgenössischer Beobachter gar bereits den Untergang der Musikunternehmungen Händels voraus. Dieser engagierte daraufhin mit der französischen Tänzerin Marie Sallé und dem englischen Tenor John Beard zwei sehr angesehene Künstler für die Aufführungen seiner Opern und auch seiner Oratorien. In den Pausen der Oratorien bot er dem Publikum eine zusätzliche musikalische Attraktion: Händel, der in England als der größte Organist seiner Zeit galt, ließ Musik nach Art des sehr beliebten Concerto erklingen und führte die Solostimme an der Orgel aus. Diese Werke waren die ersten Orgelkonzerte der Musikgeschichte und wurden vom Publikum begeistert aufgenommen.
Der Londoner Musikverleger John Walsh brachte in den Jahren 1738, 1740 und 1761 drei Sammlungen mit Orgelkonzerten Händels heraus, von denen jedoch nur 14 authentisch sind. Samuel Arnold, der Verleger der ersten Gesamtausgabe aller Händelschen Werke, legte 1797 zwei weitere Orgelkonzerte vor. Der heute anerkannte Bestand an Händelschen Orgelkonzerten umfasst insgesamt 16 Werke. Bis heute ist das Konzert Nr. 13 besonders beliebt. Es wurde am 2. April 1739 vollendet und zwei Tage später im Rahmen der Premiere des Oratoriums „Israel in Egypt“ vorgestellt. In den Ecksätzen findet sich Material aus der Triosonate HWV 401 (1739), während Händel im zweiten Satz die Orgel jene Vogelstimmen nachahmen lässt, denen das Konzert den Beinamen „Der Kuckuck und die Nachtigall“ verdankt.
Meine heutige Empfehlung: Ein Mitschnitt aus dem Palau de la Musica Catalana in Barcelona vom 1. Mai 2018, es musizieren Juan de la Rubia und das Freiburger Barockorchester:
www.youtube.com/watch M&t=11s
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler