Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
heute wird es mal wieder märchenhaft mit Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert-Ouvertüre "Das Märchen von der schönen Melusine" op. 32.
1833 wohnte Mendelssohn einer der wenigen Aufführungen von Conradin Kreutzers Oper "Melusina" bei. Dieser komponierte auf ein Libretto von Franz Grillparzer seine wenig erfolgreiche und heute nahezu ganz vergessene Oper. Melusine ist eine Nymphe, die aufgrund einer Strafe ihres Vaters einen Tag in der Woche als Meerjungfrau verbringen muss. Um einen sterblichen Ritter zu heiraten, verlässt sie ihr Element. Er darf sie aber in ihrer wahren Gestalt erblicken. Er umgeht dieses Verbot, und ihre Beziehung zerbricht. Melusine ist gezwungen, für den Rest ihres Lebens eine Nymphe zu bleiben.
In sehr kurzer Zeit schrieb Mendelssohn 1833 eine erste Fassung der Ouvertüre, diese gelangte dann auch am 7. April 1834 zur Uraufführung in London. Die eher kühle Aufnahme veranlasste den Komponisten dazu, das Werk nochmals zu überarbeiten. Zur Uraufführung dieser revidierten Fassung kam es dann am 23. November 1835 im Leipziger Gewandhaus. Sein Zeitgenosse Robert Schumann lobte das Werk in höchsten Tönen und schrieb von „schießenden Fischen mit Goldschuppen, Perlen in offenen Muscheln“ . Mendelssohn selbst hatte eine andere Interpretation vorgesehen, die Musik handelte nicht „von roten Korallen und grünen Seetieren, von Zauberschlössern und tiefen Meeren“ , sondern sei eher eine Beschreibung der Stimmung anstelle der Handlung.
Musikalisch lässt sich die Vertonung der geheimnisvollen Unterwasserwelt trotzdem nicht leugnen, wenn bereits zu Beginn die Klarinetten mit perlenden Notenketten die Wellen des Meeres vertonen. Das heitere Wechselspiel wird von einem kräftigen tiefen Streichereinsatz abgelöst - die Dramatik der ausweglosen Geschichte von Melusine findet hier den ersten Anklang. Immer wieder bahnt sich das Anfangsmotiv seinen Weg, die Querflöten übernehmen zwischenzeitlich. Fanfarenartige Klänge in den Trompeten verleihen dem Ganzen etwas Majestätisches, wilde Tremoli und hohe Töne in den Streichern bauen sich nach und nach zu einem imposanten Höhepunkt auf. Einen versöhnlichen Abschluss bilden als Rahmen wiederum die Klarinetten, die fast schon ein Happy End der doch tragischen Geschichte suggerieren.
Unser heutiger Mitschnitt kommt aus dem Kloster Eberbach. Im Rahmen des Eröffnungskonzertes des Rheingau Musik Festival 2014 musizierte am 29. Juni das
hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Paavo Järvi:
P.S.: Bei diesem Musikstück fällt es schwer, nicht an einen berühmten Filmausschnitt zu denken - sehen Sie selbst:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler