Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
festliche Chormusik erwartet Sie an diesem Wochenende: Georg Friedrich Händels Te Deum for the victory of Dettingen HWV 283, kurz auch "Dettinger Te Deum" genannt.
Ende der 1730er Jahre befand sich Europa im Kriegszustand, und Großbritannien war in einen Kolonialkrieg mit Spanien verwickelt, den sogenannten „War of Jenkins’s Ear“. Die Probleme wurden 1740 verschärft, als Karl VI., römisch-deutscher Kaiser und Erzherzog von Österreich sowie Souverän der übrigen habsburgischen Erblande, ohne einen männlichen Erben starb und Friedrich II. von Preußen in Schlesien einfiel und damit den Österreichischen Erbfolgekrieg einleitete. Die Schlacht bei Dettingen am Main wurde zwischen Großbritannien im Bündnis mit dem Kurfürstentum Hannover und angemieteten landgräflich-hessischen Truppen einerseits und der französischen Armee unter Herzog von Noailles andererseits ausgetragen. König Georg II. kämpfte in der Schlacht bei Dettingen am 27. Juni 1743 als Kurfürst von Hannover und war Verbündeter von Österreich-Ungarn. Beraten von seinem Minister Lord John Carteret befehligte er seine Armee im Gefecht gegen die Franzosen, deren Armee sich in beträchtlicher Unordnung auf die gegenüberliegende Seite des Mains zurückzog. Georg II. war der letzte britische Monarch, der seine Truppen persönlich auf das Schlachtfeld führte.
Der Sieg Englands über Frankreich in der Schlacht bei Dettingen war Anlass für Händels fünfte und letzte Vertonung des Te-Deum-Textes, die zugleich seine erfolgreichste wurde und bis heute sehr beliebt ist. Einmal mehr zeigt Händel hier seinen souveränen Umgang mit der englischen Kirchenmusik-Tradition. Das Werk war für einen Dankgottesdienst aus Anlass des Sieges der königlichen Truppen und der sicheren Rückkehr des Königs aus der Schlacht bei Dettingen bestimmt. Es wurde zusammen mit dem im Anschluss komponierten Anthem "The King shall rejoice" am Morgen des 27. November in der Chapel Royal im St. James’s Palace aufgeführt.
Der König brach am 9. November 1743 von Hannover auf und war am 15. November zurück in London, doch der Festgottesdienst wurde verschoben, weil der Termin nicht zu dicht am Todestag der Königin (20. November) liegen sollte. Händel mag einen prächtigen Staatsgottesdienst an einem imposanten Schauplatz, wie beispielsweise St. Paul’s Cathedral erwartet haben, doch die Feierlichkeiten fanden schließlich in der Chapel Royal im St. James’s Palace statt. Die Uraufführung war auch die erste Gelegenheit, bei der dort ein Orchesterwerk mit drei Trompeten erklang, die in acht der fünfzehn Sätze mitspielen. Das erklärt auch das Vorherrschen der Grundtonart D-Dur im gesamten Stück. Die Einbindung von Militärtrompeten und Pauken scheint passend, doch Händel nutzte sie - ähnlich wie in seinen Coronation Anthems - eher, um den Sieg über den Tod darzustellen und nicht, um die Kampfhandlungen zu illustrieren. Selbst die Trompetenfanfare in „Day by day“ dient nicht dazu, den Sieg auf dem weltlichen Schlachtfeld zu feiern, sondern den Tag des Jüngsten Gerichts zu schildern. Händel griff auch auf Elemente aus anderen „Te Deum“-Kompositionen zurück. Die Betonung des Freudigen charakterisiert das gesamte Werk, das in einem majestätischen Schlusssatz gipfelt.
Unser heutiger Konzertmitschnitt kommt aus Halle: Anlässlich des 250. Todestages von Georg Friedrich Händel fand 2009 ein Gedenkkonzert in der Marktkirche statt. Das Dettinger Te Deum wurde aufgeführt von Felix Plock, dem MDR Rundfunkchor, den Hallenser Madrigalisten, dem Händel-Festspielchor, dem Chor der Oper Halle, dem Händelfestspielorchester Halle sowie The English Concert unter der Leitung von Howard Arman:
Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler