Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
eine Sinfonie, die leider nur äußerst selten im Konzertsaal erklingt, möchte ich Ihnen heute vorstellen: Antonin Dvořáks Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76. Sie gilt als diejenige, in der Dvořák zu einer neuen sinfonischen Sprache fand. Einflüsse Liszts und Wagners treten in den Hintergrund, ein böhmisch-folkloristischer Tonfall wird spürbar.
1874 malte sich der 33-jährige Dvořák seinen späteren Ruhm noch nicht wirklich aus. Doch eine leise Vorahnung hatte er schon, denn erstmals war ihm ein Stipendium vom Staat Österreich-Ungarn zugesprochen worden. Die Kommission in Wien war hellauf begeistert von Dvořáks Leistungen. Und so war der junge Komponist im Sommer 1875 hochmotiviert und komponierte in nur etwa sechs Wochen seine fünfte Sinfonie. Dafür hatte er sich nach Mittelböhmen zurückgezogen, in das kleine Dorf Vysoká u Příbramě. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Als Brahms zwei Jahre später seinen Verleger Fritz Simrock auf Dvořák aufmerksam machte, nahm dieser unter anderem diese Sinfonie in Druck. Um für seinen neuen Schützling die besten Chancen auf dem Markt herauszuholen, schönte Simrock Dvořáks kompositorische Bilanz: Er veröffentlichte die Fünfte als Nr. 3 und verlieh ihr statt der eigentlich vorgesehenen Opuszahl 24 die deutlich höhere 76.
Auch wenn die fünfte Sinfonie noch nicht ganz mit den Nummern 7 bis 9 mithalten kann, hat Dvořák damit gegenüber ihren Vorgängerinnen nahezu einen Quantensprung vollzogen - und zwar formal wie in der ausgeloteten Instrumentierung. Hin und wieder ist die Fünfte als seine "Pastorale" bezeichnet worden. Das verdankt sie ganz profan ihrer Entstehung in der Natur. Und auch der Beginn in den Klarinetten verströmt eine eindeutig ländliche Stimmung. Bei der Uraufführung im März 1879 applaudierte das Prager Publikum freundlich, aber nicht unbedingt frenetisch.
Heute erwartet Sie ein Mitschnitt vom 6. März 2021 mit dem Euskadiko Orkestra unter der Leitung von Ruth Reinhardt:
Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler