Inspiriert war dieser Sound vom rund zehn Jahre zuvor entstandenen Streichquartett von Ravels Kollegen Claude Debussy. Und prompt war Debussy einer der wenigen, die Maurice Ravel Rückendeckung gaben und ihm rieten, bloß keinen Ton zu verändern. Ravel ging über Debussys Klangsprache allerdings deutlich hinaus und formte in seinem Quartett - das sein einziges blieb - die stilistischen Charakteristika, die zu seinen Markenzeichen werden sollten: der ausgeprägte Klangsinn, die ausschweifenden Melodien und schillernden Harmonien, die stetige Verarbeitung der Themen und die rhythmischen Finessen, die besonders im Finale zutage treten. Nicht umsonst wird diese Musik als Beginn von Ravels eigener Tonsprache gesehen.
Dem Streichquartett selbst schadete die öffentliche Auseinandersetzung keineswegs. Bis heute genießt es große Popularität - und während die meisten von Ravels Prix-de-Rome-Konkurrenten mittlerweile vergessen sind, gehört er selbst nach wie vor zu den berühmtesten französischen Komponisten.
Für die heutige Ausgabe habe ich einen Konzertmitschnitt mit dem American String Quartet ausgewählt, der am 1. Juli 2019 beim Bowdoin International Music Festival entstand:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler