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04.04.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 758

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Robert Schumanns Klavierkonzert a-Moll op. ist eines der populärsten Stücke im Konzertsaal - so gut wie nie sind dort zwei weitere Konzertstücke für Klavier und Orchester von Schumann zu erleben, die ich Ihnen gerne heute vorstelle: Introduktion und Allegro appassionato G-Dur op. 92 und Introduktion und Allegro concertante d-Moll op. 134.

Die Skizzen für Introduktion und Allegro appassionato op. 92 fertigte Schumann innerhalb von nur zwei Tagen im September 1849 an, die Partitur vollendete er eine Woche später. Clara Schumann stürzte sich gleich darauf und notierte enthusiastisch in ihr Tagebuch: „Ich freue mich sehr darauf, es zu spielen - sehr leidenschaftlich ist es, und gewiss werde ich es auch so spielen.“ Bei der Premiere am 14. Februar 1850 in Leipzig war sie jedoch indisponiert, so dass das Ganze ein Flop war. Die zweite Aufführung hingegen, die sie einen Monat später in Düsseldorf zusammen mit ihrem Mann am Dirigierpult gab, war ein großer Erfolg. Trotzdem wurde es dann einige Zeit lang vernachlässigt. Schumann hatte sich zu der Zeit in die dramatische Dichtung Manfred von Byron vertieft (woraufhin seine "Manfred"-Ouvertüre entstand), und jene eindringliche Verzweiflung kommt auch in dem Anfangsthema des Allegro zum Ausdruck.

Hier ein Mitschnitt mit Olivier Korber und Orchestre des étudiants du CRR de Rouen unter der Leitung von Claude Brendel im Théâtre le Grand Forum in Louviers-Evreux vom 25. Mai 2018:

www.youtube.com/watch

Zu Introduktion und Allegro concertante d-Moll op. 134: Johannes Brahms sollte einige Wochen nach Clara Schumanns 34. Geburtstag im Jahre 1853 vor der Haustür des Schumannschen Haushalts erscheinen. Robert hatte Clara nicht nur einen neuen Flügel geschenkt, sondern auch das Manuskript seines neuen Konzert-Allegro mit Introduktion op. 134 darauf gelegt. Ihre Freude darüber war grenzenlos. Die kurze Einleitung beginnt mit Pizzicato-Akkorden des Orchesters, die das Klavier mit einem lyrischen Thema im Dreiertakt unterbricht, das dann im Allegro mit einer hinzugefügten Zählzeit wiederkehrt. Im Allegro wird vom Klavier ein neues Thema vorgestellt, das von einer solchen Zärtlichkeit ist, wie nur Schumann sie hervorbringen konnte. Eine ausgedehnte Kadenz nimmt fast ein Viertel der Gesamtlänge des Stücks ein und ist eine wunderschöne Rhapsodie mit demselben Material, das bereits erklungen ist.

Die ersten Aufführungen des Werks wurden in Holland (Utrecht, Den Haag, Amsterdam) im November und Dezember 1853 von Clara und Robert am Dirigierpult gegeben. Weniger als drei Monate später beging Robert einen Selbstmordversuch, indem er sich in den Rhein stürzte, woraufhin er in die Heilanstalt in Endenich eingeliefert wurde. Clara durfte ihn dort nicht besuchen; Brahms jedoch fuhr zu ihm und während eines Besuches im Februar 1855 schrieb Schumann in sein Notizbuch, dass Opus 134 ihm gewidmet werden sollte. Brahms schrieb an Clara: „Wie hoch Ihr Mann mich durch die Widmung, gerade dieses Stückes, erfreut, das wissen Sie wohl. Das und die Violinfantasie op. 131 sind mir die liebsten seiner Konzerte.“ Nach dem Tod ihres Mannes im darauffolgenden Jahr spielte Clara das Werk nicht mehr öffentlich; Brahms führte es jedoch im Jahre 1869 in Wien auf.

Schumanns Opus 134 erklingt im folgenden Link mit Andras Schiff und dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Heinz Holliger, die Aufzeichnung erfolgte am 18. Mai 1996 in der Pariser Cité de la Musique:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd