Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
"Ballett im Advent" geht in die zweite Runde - wir bleiben bei Peter Tschaikowsky, heute folgt sein Opus 71, das Märchenballett "Der Nussknacker".
Uraufgeführt 1892 im St. Petersburger Mariinsky-Theater, zählt "Der Nussknacker" zu den großen Ballettwerken, für die Peter Tschaikowsky seine unsterbliche Musik geschrieben hat. Gemeinsam ist den Zuschauern aller Generationen aber die Freude an der ausdrucksvollen Sprache des klassischen Tanzes, der in höchster Perfektion die Gefühle der Helden dieses Weihnachtsmärchens widerspiegelt.
Das Geheimnis dieses Märchenballetts liegt wohl auch in dem sich mit dem Alter der Zuschauer verändernden Blick auf dem Werk: Die Erwachsenen sehen darin die romantische Geschichte der ersten Liebe mit einem Happyend, für die Kinder ist es die Erfüllung ihres Traumes, wo die Puppen zu leben beginnen und sie in ein Wunderland führen. Als literarische Grundlage zur Entstehung des Balletts diente das Märchen des deutschen Schriftstellers E.T.A. Hoffmann „Der Nussknacker und der Mäusekönig“, das 1816 erstmals veröffentlicht wurde. Das Ballett bildet die Möglichkeit, das gesamte Spektrum russischer Tanzkunst abzubilden: wilde Pantomimen, Charaktertänze im spanischen oder orientalischen Stil, der große Schneeflockenwalzer und ein virtuoser Grand Pas de deux für das liebende Paar. Tschaikowsky setzte für seine Partitur ganz neue Instrumente ein und mit besonders schöner Wirkung auch einen Kinderchor.
Für das New York City Ballet ist "Der Nussknacker" seit Jahrzehnten der Weihnachtsrenner! Es sind schon rekordverdächtige Zahlen, die diese Inszenierung vor sich her trägt: Seit 1954 ist die frenetisch gefeierte Choreografie des New Yorker Ballettdirektors George Balanchine ununterbrochen im Programm des New York City Ballet. Es wird geschätzt, dass alljährlich auf diese Weise 100.000 Menschen diese Inszenierung sehen, so dass im Laufe der Zeit wohl mehr als sechs Millionen Menschen diese Ballettinszenierung gesehen haben. Und diese Zahlen gelten für New York allein, andere Spielstätten, die sich etwa Balanchines Inszenierung bedienen, sind nicht mit eingerechnet. Damit dürfte Balanchines Choreografie von Tschaikowskys Meisterwerk "Der Nussknacker" eine der meist gesehenen Inszenierungen der Welt sein.
Die folgende Vorstellung wurde am 14. Dezember 2011 aufgezeichnet, es spielt das New York City Ballet Orchestra unter der Leitung von Faycal Karoui:
Ihnen allen ein schönes 2. Adventswochenende mit herzlichen Urlaubsgrüßen von der Ostsee
Matthias Wengler
Handlung
1. Akt
Ein kleines deutsches Städtchen. Im Hause Stahlbaum treffen am Weihnachtsabend Gäste ein. Die Kinder tollen umher und warten ungeduldig auf die Geschenke.
Unerwartet für die Gäste erscheint der Zauberer Drosselmeier. Auch diesmal ha ter herrliche Weihnachtsgeschenke für die Kinder vorbereitet - drei große mechanische Spielzeuge in Kostümen: Colombine, Pierrot und eine seltsame Puppe zum Öffnen von Nüssen - den Nussknacker. Den Kindern gefällt der ungeschickte hässliche Nussknacker nicht. Nur Marie drückt zärtlich das Spielzeug an sich: der seltsame Gesichtsausdruck des Nussknackers amüsiert sie.
Die Kinder spielen fröhlich mit den neuen Puppen, aber im Spieleifer machen sie versehentlich den Nussknacker kaputt. Marie ist betrübt, aber Drosselmeier repariert schnell das Spielzeug und gibt es dem Mädchen wieder zurück. Das Fest geht weiter: alle tanzen und vergnügen sich – die Gastgeber und die Gäste, Erwachsene und Kinder.
Die Uhr schlägt… Die Feier geht dem Ende entgegen und die Gäste nach Hause. Der Ball ist vorbei. Die Nacht beginnt. Im Hause Stahlbaum gehen alle zu Bett. Hans schläft auch ein, nur Marie kann ohne ihre Puppe nicht einschlafen. Sie kehrt leise zum Weihnachtsbaum zurück, zu dem dort zurückgelassenen Nussknacker, aber sie findet ihn nicht. Plötzlich erscheint Drosselmeier mit der Puppe in den Händen. Er erzählt dem Mädchen eine ungewöhnliche Geschichte darüber, dass der Nussknacker kein einfaches Spielzeug sei, sondern ein verzauberter Prinz, den der böse Mäusekönig in einen Nussknacker verwandelt hat. Und nur Marie kann ihn retten, wenn sie den bösen Zauber zerstört. Das Mädchen ist einverstanden und bereit, sich auf gefährliche Abenteuer zu begeben.
Unerwartet erscheint auf ihrem Weg ein Heer von Mäusen - eine ganze Armee unter der Führung eines Mäusekönigs. Es werden immer mehr und mehr Mäuse. Binnen Kurzem füllt sich das Zimmer mit ihnen. Dem Heer von Mäusen widersteht tapfer ein Heer von Zinnsoldaten, an deren Spitze Maries neue Puppe steht - der Nussknacker. Die Soldaten kämpfen verwegen, es kommt zu einer echten Schlacht. Der Nussknacker und der Mäusekönig liefern sich in einen Kampf auf Leben und Tod. Marie sieht, dass die Mäusearmee der Armee der Zinnsoldaten überlegen ist. Und es wäre schlecht bestellt gewesen um den Nussknacker und seine Freunde, wenn Marie ihnen im spannendsten Moment nicht zur Hilfe eilte. Der Feind ist besiegt: Der Mäusekönig flieht mit den Resten seines Heeres vom Schlachtfeld.
Der Nussknacker, mit einem Degen in der Hand, geht zu Marie, und plötzlich sieht sie, dass er nicht mehr das lustige Spielzeug ist, welches ihr Drosselmeier geschenkt hat. Er verwandelt sich in einen wunderschönen Prinzen und bittet das Mädchen ihm zu folgen. Beide verschwinden, Hand in Hand. Der Festsaal verwandelt sich in einen Märchenwinterwald. Der Walzer der Schneeflocken trägt die Helden in das Märchenland hinüber. Funkelnde Schneeflocken fallen lautlos auf die Erde, wirbelnd und drehend, buchstäblich wie in einem langsamen Walzer. Auf dem vom Mondlicht beleuchteten winterlichen Weg gehen Marie und der Prinz ihrem Glück entgegen.
2. Akt
Marie und der Prinz kommen in ein Zauberland, wo sie bekannte, zum Leben wieder erweckte Spielzeuge willkommen heißen. Alle Bewohner des Märchenkönigsreichs freuen sich über ihr Erscheinen. Der Nussknacker gibt allen kund, dass er allein Marie seine Rettung zu verdanken hat. Alle Bewohner des Zauberlandes beobachten die zauberhafte Verwandlung des Mädchens in eine Märchenprinzessin.
Es beginnt ein Fest. Alle jubeln! Ein Tanz löst den anderen ab: Spanischer, Orientalischer, Chinesischer, Russischer und Französischer… Zum Höhepunkt des Festes wird der Tanz von Marie und dem Prinzen, die ihr Glück in der Liebe gefunden haben. Das Fest nimmt seinen Lauf, doch unerwartet erscheint der Märchenerzähler Drosselmeier. Er nimmt aus seiner Zaubertruhe eine neue Puppe heraus - das Mädchen Marie. Dieses wunderschöne Märchen, in dem das Gute und die Schönheit triumphieren, hat uns der Zauberer Drosselmeier erzählt. Der Zauberer begibt sich nun auf einen langen Weg, ihn erwarten neue Märchengeschichten.