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03.03.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 744

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

ein Werk, das ich kürzlich zum ersten Mal im Konzertsaal live erlebt habe, stelle ich Ihnen in der heutigen Ausgabe vor: Das Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111
von Johannes Brahms.

„Ich war mein Lebtag fleißig, nun will ich einmal recht faul sein“, verkündete Johannes Brahms, als er 1890 sein zweites Streichquintett komponierte, mit dem er seine Laufbahn beenden wollte. Doch hatte Brahms durchaus noch genug zu sagen und ließ sich, inspiriert von dem Klarinettisten Richard Mühlfeld, dazu überreden, einige weitere Meisterwerke zu schreiben. Die Klarinette spielt beim späten Brahms nicht zufällig eine besondere Rolle - sie spiegelt die offensichtliche Vorliebe des Komponisten für die Bratsche wider, die im Streichquintett verdoppelt wird (genauso wie bei Mozart). In den späteren Werken für Mühlfeld schlug Brahms dieses Instrument tatsächlich auch als geeignete Alternative zur Klarinette vor. Im G-Dur-Quintett zollt Brahms seiner Wahlheimat Wien als kosmopolitischem Drehkreuz Tribut, in dem, wie es Brahmsʼ früher Biograf Max Kalbeck formulierte, „deutscher Humor und slawische Melancholie, italienisches Temperament und magyarischer Stolz ihren Ausgleich gefunden“ hatten.

Wie schon das Schwesterwerk Opus 88 im Jahr 1882, so sollte auch das zweite Streichquintett von Brahms acht Jahre später in der entspannten Atmosphäre der Sommerfrische in Bad Ischl vollendet werden. Auf die erste praktische Erprobung in Wien im Oktober 1890, die Brahms der Freundin Clara Schumann gegenüber als „nicht unlustig“ bezeichnete, folgte im Austausch mit befreundeten Musikern wie Joseph Joachim das letzte Feilen am Werk, bevor Brahms seinem Verleger Simrock zum Jahresende Partitur und Stimmen für den Druck zusandte. Mit teils orchestraler Klangfülle und der für Brahms so typischen mitreißenden Rhythmik gewann das heiter gestimmte Werk schon früh die Herzen von Zuhörern wie Ausübenden.

Brahms zweites Streichquintett stand 2011 beim Verbier Musikfestival auf dem Programm, am 29. Juli musizierten im Salle des Combins Joshua Bell, Sayaka Shoji, Julian Rachlin, Kim Kashkashian und Gary Hoffman:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd