Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
aktuell bereite ich u. a. mein nächstes Soloprogramm "On Broadway" vor, das ich am 14. Oktober in der Stadtkirche Königslutter spielen werde und ausschließlich aus Musical-Songs bestehen wird. Bei den Recherchen zum Programm bin ich auf eine konzertante Aufführung eines echten Musical-Klassikers gestoßen, die ich heute gerne mit Ihnen teile: "Kiss Me, Kate" von Cole Porter - eine Verquickung von mitreißenden Musical-Sounds und Shakespeare-Drama.
Der Inhalt in Kürze: Eine Theatertruppe will Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführen. Prompt kommt die Bühnenhandlung mit dem Privatleben der Hauptdarsteller überkreuz, waren Lilli Vanessi und Fred Graham, die Kate und Petruchio verkörpern, doch einst ein Paar. Aktuell vergnügt er sich mit der Tänzerin Lois Lane. Dieser hat er, der auch Regie führt, ebenfalls eine Rolle im Stück gegeben. Seine Ex-Frau ist nun mit einem Politiker verlobt. Doch da Lilli und Fred in Wahrheit weder mit noch ohne einander können, leben sie ihre Eifersüchteleien nicht nur hinter der Bühne aus. Sie lassen sie auch in die Shakespeare-Handlung einfließen. Als dann noch zwei Gangster auftauchen, wird es turbulent. Und Lilli muss sich überlegen, ob sie auf Fred und auf das Rampenlicht wirklich verzichten könnte.
„Kiss me, Kate“ basiert auf einem Buch von Sam und Bella Spewack. Das Textautoren-Ehepaar war es auch, das Cole Porter, der sich anfangs gegen eine Musicalfassung des Shakespeare-Dramas sträubte, von dieser überzeugte. Einige Songs wie „Wunderbar“, „Another openin', another show" ("Premierenfieber“) „Too darn hot" ("Viel zu heiß“) und nicht zuletzt "Brush up your Shakespeare" ("Schlag nach bei Shakespeare") wurden auch selbständig zu Schlagern. Der Uraufführung im Dezember 1948 folgten nicht weniger als 1.077 Vorstellungen der ersten Produktion am Broadway, eine für damalige Verhältnisse enorm große Anzahl. Die Tony-Verleihung 1949 unterstrich den Erfolg von „Kiss me, Kate“. Die Preise für „Bestes Musical“ - diese Kategorie gab es damals erstmalig - und „Beste Originalmusik“ wurden dem Stück zugesprochen. Die deutschsprachige Erstaufführung 1956 an der Volksoper Wien initiierte Marcel Prawy, der neben seiner Eigenschaft als Opernexperte ein Pionier und Wegbereiter des Musicals in Österreich war, die sehr geglückte deutsche Übersetzung stammte vom Berliner Kabarettisten Günter Neumann.
Für Cole Porter war „Kiss me, Kate“ zwar ein Meilenstein. Er wurde aber auch durch Musicals wie „Anything goes“ und „Can-Can“ sowie vor allem durch zahlreiche Songs, die zu Jazz-Standards wurden, berühmt. Darunter sind „Night and Day“, „Let´s Do It (Let´s Fall in Love)“, „I´ve got you under my skin“ und „I get a kick out of you“. 2007 bekam Cole Porter posthum einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Hier die konzertante Aufführung des Musicals vom 2. August 2014 aus der Londoner Royal Albert Hall. Filmmusik- und Musicalspezialist John Wilson hat die musikalische Leitung des Abends, und zu ihm gesellen sich zahlreiche prominente Sänger*innen und Tänzer*innen vom Broadway und vom Londoner West End, u. a. Ben Davis (Fred Graham/Petruchio), Alexandra Silber (Lilli Vanessi/Katharine), Tony Yazbeck (Bill Calhoun/Lucentio), Louise Dearman (Lois Lane/Bianca) sowie James Doherty und
Michael Jibson als Gangster. Es spielt das John Wilson Orchestra, das Stück erklingt in der Original-Orchestrierung von 1948:
Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Urlaubsgrüßen von der Nordsee
Matthias Wengler