Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
Orgelmusik aus Frankreich erwartet Sie zu Beginn der neuen Kalenderwoche: Die Suite op. 5 von Maurice Duruflé.
Duruflé widmete die dreisätzige Suite, die er 1933 komponierte, seinem Kompositionslehrer Paul Dukas. Das Prélude es-Moll wird von einer düsteren Spannung beherrscht, die sich aus der übermäßigen Quarte zwischen dem Bass und einem gehaltenen Dominant-Akkord ergibt. Mit jedem Auftreten des Themas steigert sich die Lautstärke, bis schließlich ein volltönender C-dur-Sextakkord erreicht ist, mit dem sich die von Anfang an spürbare Spannung auflöst. Nach einem Diminuendo folgt ein Rezitativ, in dem die ersten Töne des Themas verarbeitet werden. Das Stück schließt in der düsteren Stimmung des Anfangs.
Die intimere Sicilienne ist ein Rondo, dessen delikater, dreimal auftretender Refrain von zwei Episoden unterbrochen wird. Den Satz charakterisieren impressionistische Texturen und Harmonien sowie das Intervall der übermäßigen Quarte, ein Merkmal der zweiten Episode. Der anmutige Satz lässt darauf schließen, dass Duruflé ebenso viel von Debussy und Ravel wie vom Gregorianischen Choral gelernt hat
Die Ravel-artige Toccata erinnert an einen wilden spanischen Tanz und bringt zwei Hauptthemen: Das erste, heroisch-geschärfte, liegt im Pedal, während der zweite, zartere Gedanke an die zweite Episode der Sicilienne erinnert. Man weiß, dass Duruflé mit dieser Toccata nicht zufrieden war: Er unterzog das Werk, wie viele andere auch, einer Revision und schrieb einen völlig neuen Schluss.
Zwei Interpreten empfehle ich Ihnen heute sehr gerne, zunächst Leevi Lipponen an der Åkerman & Lund-Orgel in der Kirche von Kallio in Helsinki:
Zum Vergleich: Quentin du Verdier an der Joseph Merklin-Orgel (1880) in einem Konzertmitschnitt vom 27. Juli 2022 in der Kathedrale von Moulins:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler