Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
eines der letzten Werke, die Camille Saint-Saëns komponierte, erwartet Sie heute: Die Sonate für Klarinette und Klavier Es-Dur op. 137. Zugleich war es auch eines der ersten Kammermusik-Werke, das ich selbst öffentlich aufführen durfte. Mehr als 30 Jahre ist das nun auch schon her...
Die Klarinettensonate ist eine von drei Holzbläsersonaten, die Saint-Saëns kurz vor seinem Tod im Jahre 1921 komponierte - die beiden anderen Sonaten sind für Oboe und Fagott entstanden, geplant waren außerdem noch Sonaten für Flöte und Englischhorn. Gewidmet ist die Klarinettensonate Auguste Périer, Professor für Klarinette am Pariser Conservatoire. Sie steht in vier Sätzen, deren erste ist ein Allegretto im 12/8-Takt. Die beschwingte, fast an Brahms gemahnende Einleitung der Klarinette lässt kaum ahnen, wie viel Gewandtheit in der lebhaften Durchführung von dem Instrument verlangt werden wird, auch wenn vor dem Schluss wieder Ruhe einkehrt. Saint-Saëns formt die musikalischen Motive mit all dem Können, das aus langer Erfahrung herrührt, entsprechend den besonderen Qualitäten der Klarinette. Es folgt ein kurzes, munteres Scherzo in As-Dur, dessen Phrasierung fast klassisch wie ein Mozart-Stück wirkt (auch wenn der glockenartige Mittelabschnitt eindeutig französischen Zuschnitts ist).
Es schließt sich ein überraschend düsterer, klagender langsamer Satz (Lento) in es-Moll an, bestimmt von läutenden Oktaven im Klavier linker Hand und einem gequälten, fast monotonen Thema der Klarinette. Majestätisch rollende Akkorde im Klavier führen zu einer seraphischen Verwandlung des Klarinettenthemas im hohen Register, wobei die Klavierbegleitung an Kirchenpolyphonie erinnert. Harfenartige Klavierarpeggien gehen direkt ins Finale über, einem fröhlich wirbelnden Molto allegro, in dem die Klarinette Gelegenheit hat, mit ausführlicher Figurierung, hoch aufschießenden Tonleitern und pulsierenden Trillern ihre Virtuosität zur Schau zu stellen. Dieser brillante, toccatenartige Satz wird schließlich langsamer, und die sanfte Allegretto-Musik des Kopfsatzes kehrt wieder - das Werk endet so ruhig, wie es begonnen hat.
Unsere heutigen Interpreten sind Luis Fernandez-Castelló und Oscar Oliver:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler