Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
eine der fünf Cellosonaten von Ludwig van Beethoven steht heute im Mittelpunkt: Die Sonate Nr. 2 g-Moll op. 5 Nr. 2.
Beethoven ist wenig gereist. Vergleicht man ihn mit den anderen beiden Großen der Wiener Klassik, Haydn und Mozart, so fällt seine Bilanz an Konzertreisen ausgesprochen mager aus. Als Kind war er 1783 mit der Mutter in den Niederlanden. 1787 fuhr Beethoven zum ersten Mal nach Wien, kehrte aber nach kurzer Zeit wegen seiner sterbenskranken Mutter wieder zurück. 1792 unternahm er seine zweite Wienreise und ließ sich schließlich dort nieder.
1796 unternahm der Pianist und Komponist seine einzige echte Konzerttournee nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin. In Potsdam spielte er auch für den König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der sich sehr für Kunst und Architektur interessierte und sich unter anderem auch bedeutende Musiker an seinen Hof geholt hatte. Beethoven musizierte mit dem ersten Violoncellisten des Königs, Jean Pierre Duport, und komponierte für diesen auch die beiden Sonaten für Violoncello und Klavier op. 5, die er gemeinsam mit Duport dem kunstsinnigen Monarchen vorspielte. Die Sonaten sind Friedrich Wilhelm II. gewidmet, selbst ein begabter Cellist und Schüler Duports. Beim Abschied erhielt Beethoven vom König dafür ein feudales Geschenk: eine goldene Dose mit Louis d'or gefüllt.
Dass Beethoven von Duport nicht in den Hintergrund verdrängt wurde, garantierte der höchst brillante Klavierpart, mit dem sich der Pianist Beethoven selbst ins beste Licht zu setzen wusste. In beiden Sonaten geht zwei schnellen Sätzen eine langsame Einleitung voran, die sich in der g-moll-Sonate mit ca. 6 Minuten Spieldauer fast schon zu einem eigenen Satz bis hin zu einer ausdrucksvollen und zuweilen dramatischen Fantasie auswächst. Das erste Allegro ist ein Beispiel von Beethovens Vorliebe, in einen Satz eine große Palette von unterschiedlichem Material einzubauen. Das verhaltene Thema der Eröffnung wird schon bald von einer mit forte bezeichneten Idee unterbrochen und von dröhnenden Achtelnoten-Triolen begleitet, denen erst beim Übergang zum zweiten, liederähnlichen Thema Einhalt geboten wird. Das Finale in Gestalt eines Rondos im Zweivierteltakt in G-Dur, mit einer Vielfalt an lebhaft rhythmischen Strukturen und manch schneller Figuration in Zweiunddreißigstel-Noten, bis es schließlich in einer hektischen Coda seinen Höhepunkt erreicht.
Hier zunächst ein Mitschnitt der Sonate mit Mischa Maisky und Martha Argerich, aufgezeichnet im Rahmen des Lausitz Festivals in der Synagoge Görlitz am 13. Oktober 2020:
Und zum Vergleich noch ein historischer Mitschnitt aus dem Jahr 1970 mit Jacqueline du Pré und Daniel Barenboim, hier ist mit Pinchas Zukerman sogar der Umblätterer prominent besetzt:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler