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08.01.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 573

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

unser heutiges Musikstück ist das Violinkonzert a-Moll BWV 1041 von Johann Sebastian Bach.

Es ist eines der bekanntesten Solokonzerte überhaupt, jeder einigermaßen arrivierte Geiger hat es gespielt bzw. muss es gespielt haben. Bach lernt bei seinem Vater Geige spielen, und der Geige verdankt er auch seine erste Anstellung in Weimar, wo er Konzertmeister der Hofkapelle wird. Auch als er später als Orgel- und Cembalovirtuose und Komponist berühmt wird, vergisst er die Geige nicht.

Wie bei den meisten Konzerten Johann Sebastian Bachs liegt auch die Entstehung dieses Violinkonzertes weitgehend im Dunkeln. Erhalten ist immerhin ein originaler Stimmsatz aus dem Jahr 1730. Zum Teil stammt er aus Bachs eigener Feder. Aber auch die Handschriften seines Sohnes Carl Philipp Emmanuel und des Komponisten Johann Ludwig Krebs sind darin enthalten. Vermutlich komponierte Bach das Konzert in Leipzig, als er schon Thomaskantor war.

Wo und wann genau das Violinkonzert entstanden ist, weiß man nicht, aber aufgeführt hat es Bach ziemlich sicher bei seinen Konzerten im Zimmermannschen Kaffeehaus in Leipzig, wo er mit dem Collegium musicum ein Orchester mit Studierenden leitet, neben seinem Job als Thomaskantor. Er gibt in seinen Leipziger Jahren dort über 500 Konzerte! Freitags um acht oder - im Sommer im Wirtshausgarten - mittwochs um vier. Bach wird dort auch immer wieder auf seiner Jacobus-Stainer-Geige dieses Violinkonzert aufgeführt haben, dessen Schönheit besonders im Andante erblüht. Sein Sohn Carl Philipp Emmanuel bescheinigte ihm, das Instrument "rein und durchdringend" gespielt zu haben.   

„Die Schönheit des Andante ist so groß, dass man ernstlich nicht mehr weiß, wie man sich hinsetzen und verhalten soll, um des Anhörens würdig zu sein. Sie bleibt einem lange im Sinn, und man wundert sich beim Hinaustreten auf die Straße, dass der Himmel nicht blauer ist und der Parthenon nicht aus der Erde emporwächst.“  So äußert sich Claude Debussy, der nach einem Konzertbesuch überwältigt von diesem Werk ist. Und dennoch bleibt es natürlich eine Frage der Wahrnehmung, ob der Himmel - nach dem Anhören dieses Konzertes - nicht doch ein klein wenig blauer geworden ist…?

Drei Konzertmitschnitte stelle ich Ihnen heute zur Auswahl, zunächst Joshua Bell gemeinsam mit Musiker:innen der YoungArts Foundation im New Yorker Greene Space. Der Mitschnitt entstand am 29. September 2014:

www.youtube.com/watch

Zum Vergleich: Vilde Frang mit dem hr-SInfonieorchester unter der Leitung von Philippe Herreweghe, aufgezeichnet im Frankfurter hr-Sendesaal am 3. Dezember 2021:

www.youtube.com/watch

Und zum Schluss Thomas Zehetmair mit dem Stuttgarter Kammerorchester, aufgezeichnet am 12. September 2021 im Rahmen des Konzerts "Versteckte Botschaft" im Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd