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26.08.2022 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 370

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

in der heutigen Ausgabe steht eine Nixe im Mittelpunkt: "Rusalka", die großartige Märchenoper von Antonín Dvořák. Als Einstimmung kommt zu früher Morgenstunde gleich das Lied an den Mond, das wohl bekannteste Stück der Oper. Frederica von Stade wird begleitet vom Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Seiji Ozawa, der Mitschnitt entstand am 16. Dezember 1993 im Prager Smetana-Konzertsaal:

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"Rusalka" gilt neben Bedřich Smetanas "Die verkaufte Braut" als populärste tschechische Oper. In seinem vorletzten Werk vereinigt der Komponist die Einflüsse Richard Wagners mit einer national geprägten Klangsprache. Das Libretto stammt aus der Feder des tschechischen Dichters Jaroslav Kvapil, der sich an den Märchenstoffen von Friedrich de la Motte Fouqué (Undine), Hans Christian Andersen (Die kleine Meerjungfrau) und Gerhart Hauptmann (Die versunkene Glocke) orientierte, die allesamt von der unglücklichen Liebe eines Naturwesens zu einem Menschen handeln.

Dvořáks Märchenoper entstand um 1900 und ist musikalisch ebenso der tschechischnationalen Schule verbunden wie auch in einzelnen Aspekten dem Musikdrama Richard Wagners. Die erfolgreiche Uraufführung fand am 31. März 1901 am Nationaltheater Prag statt. Erst relativ spät verbreitete sich das Interesse am Werk auch außerhalb des slawischen Sprachraums.

Zum Inhalt: Die Nixe Rusalka ist verzweifelt. Sie möchte ein menschliches Wesen werden, um das Herz des Prinzen zu gewinnen. Erfüllung dieses sehnlichen Wunschs verspricht ihr die Hexe Ježibaba. Rusalkas Menschwerdung ist jedoch an die ewige Liebe des Prinzen gebunden, andernfalls sind beide verflucht. Tatsächlich verliebt sich der Königssohn in das Mädchen. Am Tag der Hochzeit aber verrät er sie, sein Treuebruch besiegelt den Fluch. Zu spät bereut der junge Mann sein Handeln und stirbt am Kuss Rusalkas. Sie selbst verschwindet für immer im See. Den ausführlichen Inhalt finden Sie wie immer am Ende dieses Newsletters.

Zwei Aufführungen habe ich heute für Sie ausgewählt. Zunächst die Inszenierung von Robert Carsen an der Opéra National de Paris aus dem Jahr 2002 mit Renée Fleming (Rusalka), Sergei Larin (Prinz), Larissa Diadkova (Ježibaba), Franz Hawlata (Wassermann), Eva Urbanova (Fremde Fürstin), Michel Sénéchal (Förster), Karine Deshayes (Küchenjunge) sowie Chor und Orchester der Opéra National de Paris unter der Leitung von James Conlon:

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Zum Vergleich: Die Inszenierung von Martin Kusej an der Bayerischen Staatsoper aus dem Jahr 2010 mit Kristine Opolais (Rusalka), Klaus Florian Vogt (Prinz), Janina Baechle (Ježibaba), Günther Groissböck (Wassermann), Nadia Krasteva (Fremde Fürstin), Ulrich Reß (Förster), Tara Erraught (Küchenjunge) sowie Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von Tomás Hanus:

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Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler


Handlung

Erster Akt

Am Ufer eines Sees necken drei Waldelfen den Wassermann. Er beobachtet sie mit Wohlwollen, ihr fröhliches Spiel treibt ihn sogar aus dem Wasser.
Auch die Nixe Rusalka hat ihr Element verlassen. Sie sehnt sich nach einem anderen Leben: Ein Mensch mit einer Seele möchte sie sein. Voller Sünde seien die Seelen, warnt sie der Wassermann. Und voller Liebe, entgegnet Rusalka. Jeden Tag kommt der Prinz an den See. Seinetwegen möchte sie ein Mensch sein.
Rusalka ruft die Hexe Ježibaba um Hilfe. Der Preis für ihre menschliche Gestalt ist hoch: Rusalka verliert ihre Stimme und muss die Liebe des Prinzen gewinnen. Gelingt es ihr nicht, wird ein Fluch sie und den Geliebten treffen. Rusalka vertraut ihrer Liebe und unterzieht sich der Verwandlung. Der Wassermann beklagt ihr Los.
Auf der Jagd nach einem weißen Reh gelangt der Prinz an den Waldsee. Stumm tritt Rusalka vor ihn, zum ersten Mal kann er sie sehen. Der Wassermann und die Nixen rufen Rusalka. Angstvoll flüchtet sie in die Arme des Prinzen. Er nimmt sie mit in seine Welt.

Zweiter Akt

Der Heger und der Küchenjunge tratschen über die Vorkommnisse im Schloss: Der Prinz hat ein stummes Weib im Wald gefunden und will es sogar heiraten! Aber er hat auch Gefallen gefunden an der fremden Fürstin.
Eine Woche ist Rusalka nun beim Prinzen, doch ihr Wesen ist ihm immer noch fremd. Ängstlich ist sie, traurig und ohne Leidenschaft. Als die fremde Fürstin hinzutritt, wendet sich der Prinz schnell von Rusalka ab.
Der Wassermann beklagt erneut Rusalkas Schicksal. Sie stürzt in seine Arme und, ihre Stimme wiederfindend, klagt sie ihm ihr Leid. Weder Frau noch Nixe ist sie nun, ein Dasein zwischen Leben und Tod ist ihr bestimmt.
Sie muss hören, wie der Prinz der fremden Fürstin beteuert, er sei nun frei für sie. Rusalka umarmt ihn, doch er stößt sie von sich. Der Wassermann nimmt Rusalka mit sich.

Dritter Akt

Rusalka beweint ihr Los. Ježibaba weiß Rat: Rusalka kann den Fluch aufheben und zu Ihresgleichen zurückkehren, wenn sie den Mann tötet, der sie verraten hat. Rusalka weist den Rat von sich: Ihr Geliebter muss glücklich sein!
Heger und Küchenjunge wurden in den Wald geschickt, um Ježibaba um Rat zu fragen: Der Prinz sei krank, sein Geist verwirrt, seit das rätselhafte Weib ihm die Treue gebrochen habe. Da erscheint der Wassermann und schwört Rache an den Menschen und ihrer Treulosigkeit.
Die Waldelfen versuchen erneut ihr neckisches Spiel mit dem Wassermann, doch ihm steht nicht der Sinn nach Tändeleien. Die Waldelfen trauern um Rusalka.
Auf der Suche nach Rusalka erreicht der Prinz wieder den Waldsee. Endlich kann Rusalka mit ihm sprechen. Er bittet sie um Verzeihung, doch für Rusalka gibt es keine Erlösung mehr. Ihr Kuss bringt dem Prinzen den Tod. Rusalka bleibt als Irrlicht über dem See zurück.

Beitrag von sd