Suche

Musik in schwierigen Zeiten Ansicht

23.01.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 727

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

drei Klavierkonzerte hat Béla Bartók komponiert - heute stelle ich Ihnen das erste vor, das Bartók im Herbst 1926 für eigene Konzertauftritte schrieb. Die Erstaufführung fand am 1. Juli 1927 in Frankfurt/Main statt, im Rahmen des Festivals der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, mit Bartók als Solist und Wilhelm Furtwängler als Dirigent. Mit diesem Werk kündigt Bartók eine Hinwendung zu den „klassischen“ Formen an.

Bei der Komposition griff Bartók zwar auf die im 19. Jahrhundert reich entwickelte Form des Konzerts zurück, vermied allerdings jegliche Verknüpfung mit dem Stil und der Ästhetik des romantischen Klavierkonzerts. Das Konzert erinnert in der ästhetischen Haltung eher an Beethovens Werke, worauf die scharf umrissenen, einfachen, dabei aber auch dynamischen Themen sowie die Energie, verbunden mit einer präzisen und starken Konstruktion, hinweisen.

Die drei Sätze sind stark monothematisch miteinander verbunden, wie auch alles thematische Material aus einem einzigen Kern wächst. In der klar und deutlich gegliederten formalen Organisation herrscht eine modale, folkloristisch gefärbte, diatonische Motivik, die sich meist als Ausschnitt aus einer Skala zeigt und nur selten deren gesamten Umfang erreicht. Nach dem Prinzip, das Bartók in jener Zeit vertrat ("Je einfacher die Melodie, desto ungewohnter muss der Begleitklang sein”), unterlegt er diese einfachen melodischen Linien und Motive, die sich linear reich miteinander verweben und oft in verschiedenen tonalen Schichten bewegen, mit harten chromatischen vertikalen Zusammenklängen. Als tragendes Element ist eine rhythmische Kraft von ungewöhnlicher Intensität und Reichtum, voll betonter aber irregulärer Pulsation, häufiger Taktwechsel und verschiedenartiger Bau der Takte eingesetzt. Das Klavier wird hier eher als Schlagzeug behandelt. Wegen seiner Schwierigkeit und Neuartigkeit setzte sich das Werk zunächst erst langsam durch.

Zwei Mitschnitte stelle ich Ihnen heute zur Auswahl: Zunächst Jean-Efflam Bavouzet mit dem London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vladimir Jurowski, aufgezeichnet am 26 Juli 2011 im Rahmen der BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall:

www.youtube.com/watch

Zum Vergleich: Yuja Wang mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen, aufgezeichnet beim Stockholm Baltic Sea Festival in der Berwaldhallen Concert Hall am 28. August 2016:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler
 

Beitrag von sd