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22.04.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 618

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

von Gioacchino Rossinis Oper "Semiramide" kennen die meisten Musikliebhaber nur die Ouvertüre. Die Oper erlebte ihre Uraufführung im Opernhaus La Fenice in Venedig am 3. Februar 1823 und wurde im 19. Jahrhundert eines seiner meistgespielten Werke. Rossini schrieb sie für seine Frau Isabella Colbran, das Werk basiert auf Voltaires Tragödie "Semiramis", welche wiederum auf die Legende von Semiramis von Babylon zurückgeht.

Der Inhalt in Kürze: Die babylonische Herrscherin Semiramide wird von den Erinnerungen an ihre Vergangenheit geplagt. Gemeinsam mit ihrem machthungrigen Geliebten Assur hatte sie einst ihren Ehemann König Nino ermordet. Diese Schuld lastet immer noch schwer auf ihr. Assur drängt nun auf die Einlösung des Versprechens, dass er Babylons König werden kann. Semiramides Sohn Ninia war damals bei den Unruhen verschollen gegangen und wird als tot geglaubt. In Wahrheit war er von Vertrauten des ermordeten Königs gerettet und dann von einem skythischen Adligen als dessen Sohn Arsace aufgezogen worden. Nun ist er General der babylonischen Armee und die Herrscherin Semiramide fühlt sich zu ihm hingezogen. Von einer Heirat mit ihm und der Ernennung zum König erhofft sie sich Befreiung von ihrer Seelenqual. Aber sie hat sich in den Falschen verliebt: Arsace liebt eine andere und weiss mittlerweile, dass er in Wahrheit Ninos und Semiramides totgeglaubter Sohn ist. Er sieht sich nun vor die unmögliche Entscheidung gestellt: Soll er den Tod seines Vaters rächen - und dadurch zum Muttermörder werden?  

"Semiramide" war Rossinis letzte in Italien geschriebene Oper. Sie kehrte in ihrer Form zurück zu den vokalen Traditionen seiner Jugend. Es entstand ein Melodrama, in welchem Rossini die barocke Tradition mit der unvergleichlichen Könnerschaft an dekorativem Singen wiederaufleben ließ. Die Ensemble-Szenen wie die Duette mit Arsace und Semiramide und die vielen Chöre sind von höchster Qualität. Genauso hoch ist Rossinis Komposition für das Orchester einzuschätzen.

Hier also nun die Ouvertüre zur Oper "Semiramide", unserem heutigen Musikstück, es spielt das Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Georg Solti, aufgezeichnet in den Siebziger Jahren in der Orchestra Hall in Chicago:

www.youtube.com/watch

Ein Geständnis zum Schluss: Eigentlicher Anlass für die heutige Ausgabe war die Bearbeitung der Ouvertüre für 8(!!!) Klaviere, die am 22. Juli 2003 im Rahmen des 10-jährigen Bestehens des Verbier Musikfestivals aufgeführt wurde. Es musizierten Leif Ove Andsnes, Nicholas Angelich, Emmanuel Ax, Yevgeny Kissin, Lang Lang, James Levine, Mikhail Pletnev und Staffan Scheja:

www.youtube.com/watch GIrOwy6 s&t=1s

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd