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23.10.2023 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 541

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Werke für Orgel und großes Sinfonieorchester sind eher eine Rarität - ein solches Werk stelle ich Ihnen gerne heute vor: Samuel Barbers Toccata festiva op. 36.

Die Toccata festiva ist eine Auftragskomposition. Mary Curtis, Gründerin des Curtis Institute of Music in Philadelphia, überraschte den Dirigenten Eugene Ormandy auf einer Europatournee mit dem Philadelphia Orchestra mit der freudigen Nachricht, sie hätte die Absicht, eine neue Orgel für den Konzertsaal in Philadelphia zu spenden - unter der Bedingung, dass Samuel Barber für diesen Anlass eine Auftragskomposition schreibt. Samuel Barber war zu dieser Zeit der bekannteste Absolvent des Curtis Institutes und neben Aaron Copland der berühmteste amerikanische Komponist.

Warum sich Barber für den Titel "Toccata Festiva" entschied, ist nicht überliefert. Man könnte das dreiteilige Stück mit seiner Dauer von einer guten Viertelstunde ebenso als "Sinfonische Fantasie für Orgel und Orchester" bezeichnen. Möglicherweise hat Barber sich bei seiner Komposition von Johann Sebastian Bachs berühmter d-Moll-Toccata inspirieren lassen, die stürmisch auffahrende Geste zu Beginn der Toccata festiva hat eine gewisse Ähnlichkeit zu diesem Werk.

Mit einem fanfarenartigen Thema, das vom Orchester mit Pauken und Trompeten furios ins Spiel gebracht wird, beginnt das Werk. Mit rasant auffahrenden Figurationen und wuchtigen Akkorden wühlt sich die Orgel ins Geschehen. Sogleich aber wird die stürmische Eröffnung von lyrischer Intensität und kammermusikalisch transparenten Klanggesten abgelöst. Im weiteren Verlauf darf der Solist in einer beeindruckenden Solokadenz, die ausschließlich im Pedal intoniert wird, sein Können unter Beweis stellen.

Samuel Barber begann mit der Komposition dieses Stückes für Orgel und Orchester im März 1960 in seinem Haus in New York und beendete die Toccata festiva im späten Mai in München. Die Uraufführung fand am 30. September 1960 in Philadelphia unter der Leitung von Eugene Ormandy mit Paul Callaway, dem Organisten der National Cathedral in Washington, als Solisten statt. Aus Dankbarkeit für die langjährige Unterstützung durch das Curtis Institute nahm Samuel Barber das angebotene Honorar für seine Komposition nicht an.

Die Toccata festiva gehört zu den wenigen modernen Stücken für Orgel und Orchester, die heute gelegentlich in Konzertsälen zu hören sind.

Unser heutiger Konzertmitschnitt entstand am 13. September 2019 in der Frankfurter Alten Oper, es musizierten Iveta Apkalna und das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler
 

Beitrag von sd