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15.11.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 705

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

bei Wolfgang Amadeus Mozart denkt man zunächst an seine Opern, seine Sinfonien und - nicht zuletzt - an seine Klavierkonzerte. Als Liedkomponist steht er eher im Schatten eines Franz Schubert, Robert Schumann oder Richard Strauss. Aber heute bleiben wir im Schatten - ich habe einige seiner Lieder für die heutige Ausgabe ausgewählt.

Den Liedern von Wolfgang Amadeus Mozart wird schon im Gesangsunterricht eher wenig Achtung entgegengebracht. So müssen sie hier oft als Lückenfüller dienen und werden allzu häufig als „einfache Musik“ oder „einfach zu singen“ eingeschätzt. Wie auch immer man die musikalische Qualität der Lieder bewerten möchte, aus einem Grund ist die Vernachlässigung schon rein rechnerisch nachvollziehbar: Im Gegensatz zu den rund 600 Schubert-Liedern sind von Mozart, je nach Zählweise, nur ca. 30 Lieder überliefert.

Die Einordnung der Lieder in Mozarts Werk kann verschieden betrachtet werden. Sind die Klavierlieder von Wolfgang Amadeus Mozart bedeutende Kompositionen eines nicht in Frage stehenden Genies? Oder sind sie, wie die Anzahl mutmaßen lässt, Randprodukte seines Schaffens, die im Vergleich zu anderen Werken und Gattungen weniger bedeutungsvoll erscheinen? Ein Argument, welches die zweite Frage bejaht, ist die zeitliche Einordnung der Lieder in den Rest des Gesamtwerkes. Mozart schrieb das erste (überlieferte) Lied 1768 im Alter von 12 Jahren. Die weiteren Kompositionen entstanden dann sporadisch im Abstand von zwei bis fünf Jahren. Eine Dichte, die gemessen am Restwerk tatsächlich fast schon zu vernachlässigen ist.

Es stechen die Jahre 1785 und 1787 heraus, in denen sechs bzw. zehn Lieder entstehen. Unter ihnen finden wir auch die bekanntesten Kompositionen Mozarts in dieser Gattung. Im Jahr 1787 entstanden unter anderem „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“, „Abendempfindung an Laura“ oder „An Chloe“.

Trotz aller Vorurteile: Mozart offenbart sich in seinen Liedschöpfungen als Dramatiker auf allerkleinsten Raum. Er hat sich zumeist wohl nur auf einen äußeren Anlass hin zur Komposition eines Liedes entschlossen, und schon das Vorwort der ersten Gesamtausgabe seiner Lieder im Jahre 1799 bei Breitkopf & Härtel sowie die Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung aus dem gleichen Jahr bezeichnen seine Lieder als „Gelegenheits- und Gefälligkeitsstücke“. Diese „freündstücke“ Mozarts, denen er keine Bedeutung beimaß, sind geniale kleine Genrestücke, die einfach Freude machen.

Vier Lieder habe ich für Sie ausgewählt, zunächst "An Chloë" KV 524 mit Sabine Devieilhe und Mathieu Pordoy aufgenommen im Grand Théâtre de Genève am 13. Juni 2020:

www.youtube.com/watch

"Oiseaux, si tous les ans" KV 307 mit Cecilia Bartoli und Jean-Yves Thibaudet, aufgenommen im Juli 1998 im Teatro Olimpico in Vincenza:

www.youtube.com/watch

Nocheinmal Sabine Devieilhe mit  "Dans un bois solitaire et sombre" KV 308:

www.youtube.com/watch

Und zuletzt Andreas Scholl mit "Abendempfindung an Laura" KV 523:

www.youtube.com/watch

...und wer diese Lieder live hören möchte, hat in der kommenden Woche in Königslutter dazu Gelegenheit:

Sonnabend, 23. November 2024, 18:00 Uhr, Stadtkirche, Königslutter

Liederabend zum Ewigkeitssonntag

Richard Strauss: Vier letzte Lieder
sowie Lieder von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert

Francisca Prudencio, Sopran * Matthias Wengler, Klavier

Eintritt: 20 €, 50% ermäßigt für Schüler/Studenten; Vorverkauf:
Buchhandlung Kolbe – Sarinas Bücher-  und Spieleparadies / www.coramclassic.de

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd