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24.01.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 728

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

während die Sinfonien Nr. 4 bis 6 von Peter Tschaikowsky Dauergäste in den Konzertprogrammen sind, fristen die ersten drei Sinfonien ein absolutes Schattendasein. Heute stelle ich Ihnen die Sinfonie Nr. 3 D-Dur op. 29 vor, die den Beinamen "Polnische" erhielt.

Dieses Werk ist in vielerlei Hinsicht einzigartig in Tschaikowskys sinfonischem Schaffen, da es die einzige seiner Sinfonien ist, die in Dur steht und fünf Sätze umfasst. Die Musik ist äußerst fesselnd. Deutsche Einflüsse sind spürbar, es lassen sich Anklänge an Mendelssohn, Schumann und Schubert erkennen. Mitreißende Rhythmen, schwelgerische Melodien, ein "deutscher" Ländler und ein verzauberndes Scherzo: Das und vieles mehr ist in diesem Werk zu finden.

Tschaikowsky komponierte seine dritte Sinfonie im Jahr 1875. Begonnen wurde es am 5. Juni des Jahres auf dem Anwesen von Wladimir Schilowsky (einem Schüler Tschaikowskys, mit dem er zeitweise eine Beziehung hatte), vollendet am 1. August in Werbowka. Die Dritte entstand also kurz nach dem 1. Klavierkonzert und dem Ballett "Schwanensee", sie ist Schilowsky gewidmet. Obwohl sie nach ihrer Uraufführung am 7. November 1875 in Moskau durch Nikolai Rubinstein durchaus hochgelobt wurde (der russische Kritiker Laroche nannte sie gar "das größte musikalische Ereignis des Jahrzehnts"), wurde sie doch von den späteren Sinfonien Tschaikowskys in der Folgezeit überstrahlt und wird heute noch seltener aufgeführt als die erste und zweite Sinfonie.

Ihren Beinamen "Polnische" erhielt sich durch die Polonaise im Finalsatz, vermutlich durch Sir August Manns, der sie 1899 im Vereinigten Königreich aufführte.
Tschaikowsky selbst war von seinem Werk - wie so häufig - nicht restlos überzeugt. Der dritten Sinfonie bescheinigte er einen Mangel an Kreativität. Dennoch: Das Werk sprudelt geradezu von musikalischen Einfällen.

Zwei Mitschnitte stelle ich Ihnen heute gerne vor: Zunächst das BBC Orchestra of Wales unter der Leitung von Mariss Jansons:

www.youtube.com/watch

Zum Vergleich: Das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Paavo Järvi, aufgezeichnet am 15. Januar 2021 in der Tonhalle Maag in Zürich:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd