Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
heute erwartet Sie wieder einmal Musik aus Frankreich für Klavier zu vier Händen - Six Épigraphes antiques von Claude Debussy.
Anfang 1901 schrieb Claude Debussy zwölf kurze Stücke für zwei Flöten, zwei Harfen und Celesta für eine "inszenierte Lesung" von Pierre Louÿs erotischer Lyriksammlung "Chansons de Bilitis", bei deren Premiere am 7. Februar 1901 fünf junge Damen "bald mit Schleiern drapiert, bald in Gewänder der Insel Kos gekleidet, bald ohne alle Hüllen" (Debussy) einige der Gedichte vortrugen. Auf der Grundlage dieser Stücke, genauer: unter Berücksichtigung der Nummern 1, 7, 4, 10, 8 und 12 entstanden 13 Jahre später die Six Épigraphes antiques für Klavier, wobei Debussy die Klangfarben von Harfen und Celesta brillant zu übertragen wusste.
Jede der sechs Miniaturen trägt eine programmatische Überschrift: Nach der Anrufung des Gottes Pan und einem "traurig und langsam" zu spielenden Klagegesang "Auf ein namenloses Grab" folgt mit geschicktem Spiel von Echos und Resonanzen eine irisierende Nachtmusik ("Auf dass die Nacht günstig sei"), bevor stilisierte Zimbelklänge einen imaginären Festzug beschreiben ("Für die Tänzerin mit den Fingerzimbeln"). Es folgt ein geheimnisvoller orientalischer Tanz "Für die Ägypterin" - der Originaltitel Louÿs’ lautet "Die ägyptischen Kurtisanen" -, bevor in verträumter Atmosphäre über einer ostinaten Begleitung und vielen chromatischen Wendungen das Geräusch fallender Regentropfen imitiert wird ("Um dem Morgenregen zu danken"). Am Ende klingt die pastorale Musik des ersten Stücks wieder an: Der Kreis schließt sich.
Unsere heutigen Interpreten sind Lucas und Arthur Jussen, aufgezeichnet 2020 im Rahmen eines Kurzkonzertes in De Doelen in Rotterdam:
Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler