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10.09.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 824

Sehr geehrte Damen und Herren, 
liebe Freunde der Kirchenmusik,

unser heutiges Stück ist eine Hommage an den Wiener Walzer, betrachtet durch die spätromantische Brille: Maurice Ravels Valses nobles et sentientales.

Zeitlebens hatte Maurice Ravel eine starke Affinität zur Sphäre des Tanzes. Dieser Umstand ergab sich vor allem durch seine intensive Zusammenarbeit mit berühmten Ballettkompagnien seiner Epoche, etwa den spektakulären Ballets Russes des Impresarios Sergej Diaghilew oder später der Truppe der befreundeten Tänzerin und Choreografin Ida Rubinstein. Für sie schuf er immerhin seinen bis heute weltberühmten "Boléro". Auch das Meisterwerk "La Valse", uraufgeführt im Dezember 1920 in Paris, beweist Ravels gewitzte Reflexion des Walzers und seiner Geschichte.

Nicht zu verwechseln mit dieser „Apotheose des Wiener Walzers“, wie Ravel einmal selbst über "La Valse" sagte, sind seine acht "Valses nobles et sentimentales". Sie entstanden etwas früher, bereits im Jahr 1911. Die erste Version war eine Klavierfassung, die Ravel dann zügig im Jahr darauf orchestrierte, um eine Ballettsuite mit dem später verworfenen Titel „Adélaide ou le langage des fleurs“ zu schaffen.

Aus dem letztlich etablierten Titel "Valses nobles et sentimentales" geht hervor, dass sich Ravel mit dem Werk eindeutig auf ein Vorbild bezieht: Franz Schubert hatte in den 1820er Jahren eine Reihe von Walzern komponiert, die unter den Titeln "Valses nobles und Valses sentimentales" erschienen. Ravel bezog sich auf Schubert insbesondere dadurch, dass er dessen Formensprache und die Art der geschickten, nicht selten überraschenden Art der Harmonisierung übernahm. Ansonsten haben die Walzer der beiden Komponisten aber nur marginal etwas miteinander zu tun.

Beide Fassungen stelle ich Ihnen in jeweils zwei Versionen heute zur Auswahl, zunächst für Klavier solo mit Seong-Jon Cho:

www.youtube.com/watch

Zum Vergleich Krystian Zimerman bei einem Gastspiel in Japan:

www.youtube.com/watch

Und hier die Orchesterfassung, zunächst mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Jonathan Nott, aufgezeichnet am 9. Dezember 2015 in der Victoria Halle in Genf: 

www.youtube.com/watch

Und zuletzt noch ein Mitschnitt mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Nicholas Collon, aufgezeichnet am 29. November 2019 im hr-Sendessal in Frankfurt:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd