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01.10.2024 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 686

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

vor wenigen Tagen gab es eine Sensation in der Musikwelt: Ein nur zwölfminütiges Musikstück aus dem Bestand der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken wurde als ein Werk des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart identifiziert - die Serenade in C KV 648 ("Ganz kleine Nachtmusik").

Das Stück „Serenate ex C“ aus der Sammlung Carl Ferdinand Becker stellte sich als ein Jugendwerk Mozarts heraus. Aufgefallen war die Abschrift bei der Arbeit an der Neuausgabe des Köchel-Verzeichnisses, welches von der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg erarbeitet wurde und als Referenzwerk über das musikalische Schaffen Mozarts gilt. Die Deutsche Erstaufführung fand am 21. September 2024 in der Oper Leipzig statt, es musizierten Schüler der
Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“.

Bei der Handschrift handelt es sich um eine Kopie beziehungsweise eine Abschrift, die etwa 1780 angefertigt wurde. Besonders spannend: Auf dem Notenblatt steht zwar der Name "Wolfgang Mozart", doch da dieser nicht die übliche Namensvariante "Amadeus" trägt, blieb die genaue Zuordnung des Werks lange Zeit unklar. Die Handschrift ist nicht von Mozart selbst, sondern eine Abschrift, die um 1780 angefertigt wurde - das machte die eindeutige Identifizierung umso schwerer. Dunkelbraune Tinte auf mittelweißem Büttenpapier, die einzeln gebundenen Stimmen - alles deutet darauf hin, dass es sich um eine Kopie handelt. Erst durch eingehende Analysen und Vergleiche mit anderen frühen Werken des Komponisten konnte das Stück nun endlich als authentische Mozart-Komposition identifiziert werden. Damit ist dieser Fund weit mehr als nur eine historische Kuriosität - er ist ein weiteres Puzzlestück, das unser Bild vom jungen Mozart vervollständigt. Das Stück besteht aus sieben Miniatursätzen für Streichtrio, die zusammen nur etwa zwölf Minuten dauern. Die neu erarbeitete Auflage des Köchel-Verzeichnisses vom Verlag Breitkopf & Härtel sowie der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg wurde dort am 19. September 2024 vorgestellt. Bei dieser Präsentation war auch das neue Mozart-Stück vor Ort zu hören.

Mozarts "Ganz kleine Nachtmusik" beweist, dass selbst Jahrhunderte nach dem Tod des Komponisten noch neue Facetten seines genialen Schaffens ans Licht kommen können. Hier zunächst der Live-Mitschnitt der Uraufführung vom 19. September 2024 aus dem Salzburger Mozarteum - es musizieren Hanura Shinoyama und Neza Klinar (Violine), Philipp Comploi (Violoncello) und Florian Birsak (Cembalo):

www.youtube.com/watch

Am vergangenen Wochenende konnte ich das Stück unerwartet bereits live erleben. Spontan nahm das Gewandhausorchester Leipzig das neuentdeckte Stück ebenfalls in einer kleinen Besetzung unter der Leitung des 97-jährigen(!!!) Herbert Blomstedt ins Konzertprogramm, bevor Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8 folgte - ein Konzertmitschnitt für die Deutsche Grammophon wird vermutlich bald erhältlich sein. Zum Abschluss heute die Deutsche Erstaufführung vom 21. September 2024. Der Andrang vor dem Opernhaus war so groß, dass die sich die Musikschüler noch spontan für eine Aufführung vor den Treppenstufen entschlossen haben - zu erleben  sind Vincent und David Geer (Violine) und Elisabeth Zimmermann (Violoncello):

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd