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21.09.2022 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 381

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Variationen über ein Thema eines berühmten Kollegen beschäftigten die Komponisten zu allen Zeiten. Heute stelle ich Ihnen ein Werk von Johannes Brahms vor: Variationen und Fuge über ein Thema von Händel op. 24.

Die Händel-Variationen wurden 1861 komponiert. Der umfangreiche Zyklus steht gleichrangig neben Bachs Goldberg-Variationen, den Diabelli-Variationen von Beethoven, Schumanns Sinfonischen Etüden und den Variationswerken Max Regers. In einzigartiger Weise verbindet das Werk Barockmusik mit Musik der Hochromantik. Die Widmung an Clara Schumann lautet „Für eine liebe Freundin“ und Brahms schrieb dazu: „Ich habe Dir Variationen zu Deinem Geburtstag gemacht, die Du noch immer nicht gehört hast, und die Du schon längst hättest einüben sollen für Deine Konzerte.“ Ein bemerkenswerter Ausspruch von Richard Wagner, der meist viel an seinem jüngeren Zeitgenossen auszusetzen hatte, ist überliefert: "Man sieht, was sich in den alten Formen noch leisten lässt, wenn einer kommt, der versteht, sie zu behandeln“ - zuvor hatte ihm Brahms seine Händel-Variationen vorgespielt. Es blieb die einzige Begegnung der beiden Komponisten.

Das sehr einfache Thema entstammt aus Händels Aria con Variazioni der Suite Nr. 1 B-Dur (HWV 434) aus dem 2. Band von Händels Werk "Suites de Pièces pour le Clavecin" (HWV 434 - 442). Händel selbst hatte in dieser Suite für Cembalo über das von ihm als Aria bezeichnete Thema einige Variationen verfasst, und in einer Rückbesinnung auf den alten Meister muss man Brahms’ gigantische Komposition sehen. Das Werk gipfelt nach 25 Variationen mit Terz-, Sexten- und Oktavgängen, Akkordbrechungen und orgelpunktartiger Steigerung in einer mächtigen Schlussfuge von großer Klangpracht.

Brahms' Händel-Variationen stelle ich Ihnen heute in zwei Versionen vor - zunächst die Originalfassung für Klavier: Jonathan Fournel ist hier in einem Mitschnitt des Semi-Finales beim Queen Elisabeth Wettbewerb 2021 im Studio 4 des Brüsseler Flagey zu sehen:

www.youtube.com/watch

Und zum Vergleich noch eine Orgeltranskription: Der Würzburger Domorganist Prof. Stefan Schmidt spielte dieses Werk im Rahmen der Orgelfeierstunden im Kölner Dom am 3. September 2019 in der Orgelbearbeitung von Martin Schmeding:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd