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26.03.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten -753

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Orgelmusik aus Frankreich steht heute auf dem Programm: Prélude, Fugue et Variation op. 18 von César Franck.

Prélude, Fugue et Variation ist das dritte seiner Six Pièces (1860–62) und Camille Saint-Saëns gewidmet. Da das Werk direkt nach Francks Grande Pièce Symphonique op. 17 entstand, könnte man aufgrund des Titels annehmen, dass Opus 18 ein gewaltiges, neobarockes Pendant sei - was jedoch könnte romantischer sein, als jene eindringliche Oboenmelodie aus dem ersten Satz? Das Thema ist typisch für Franck: es bewegt sich größtenteils stufenweise, und bestimmte Töne der Tonleiter werden besonders akzentuiert; zudem besteht es aus zwei Teilen, das erste ist ein fließendes Thema mit fünftaktigen Phrasen und das zweite ist ziemlich hartnäckig und hat eine aufsteigende Bewegungsrichtung in viertaktigen Phrasen (und wird quasi kanonisch von der Pedalstimme aufgegriffen).

In einer kurzen Überleitung wird der zweite Satz eingeleitet, eine nüchterne Fuge über einem gesanglichen Thema, das entsprechend mit cantando überschrieben ist. Mit der Hilfe mehrerer stretti wird ein verhaltener Höhepunkt erreicht und die Musik geht ohne Unterbrechung zur Variation über, in der die Oboenthemen des ersten Satzes wiedererscheinen, diesmal jedoch gegen sich kräuselnde Sechzehntel gesetzt.

Das Werk existiert in zwei Fassungen: für Orgel solo sowie als Duoversion für Klavier und Harmonium. Die Orgelfassung wurde von Franck mit fünf weiteren Werken zu seiner Sammlung Six pièces zusammengestellt (Op. 16 – 21). Franck spielte die Six pièces erstmals 1864 in Sainte-Clotilde, aber sie erschienen erst 1868 im Druck, gleichzeitig mit der Duoversion von Opus 18. Diese wird als die ursprüngliche Fassung vermutet.

Eine Reihe von Interpreten habe ich auch heute für Sie ausgewählt, zunächst Pierre Pincemaille an der Johannus Cavaillé-Coll Orgel in der Feike Asma Concert Hall in Ede (Niederlande), der Mitschnitt stammt aus dem Jahr 2010:

www.youtube.com/watch
 
Sebastian Heindl  in einem Mitschnitt von 2020 an der Großen Seifert-Orgel in St. Matthias, Berlin:

www.youtube.com/watch

Hier ein ungewöhnliches Video vom Mai 2021: Wayne Marshall probt und spricht über César Francks Prélude, Fugue et Variation op. 18:

www.youtube.com/watch

Eine dritte Fassung existiert noch als reine Klavierfassung von Harold Bauer. Nikolai Lugansky spielte Franck Orgelwerk 2020 im Moskauer Konservatorium:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd