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17.09.2025 Kategorie: Musik in schwierigen Zeiten

Musik in schwierigen Zeiten - 828

Sehr geehrte Damen und Herren, 
liebe Freunde der Kirchenmusik,

Musik aus Frankreich erwartet Sie heute mit Claude Debussys Fantaisie für Klavier und Orchester.

Debussys lebenslanges Interesse an asiatischer Musik begann mit einem Besuch der Weltausstellung in Paris im Jahr 1889. Während die übrigen Besucher das Herzstück der Ausstellung, den Eiffelturm, bewunderten, hörte der damals 27-jährige Komponist ein javanisches Gamelan-Ensemble: „Wenn man sich das anhört, ohne von europäischen Ohren voreingenommen zu sein“, sagte er über dieses Erlebnis, „entdeckt man einen perkussiven Charme, der einen zugeben lässt, dass unsere eigene Musik nicht viel mehr ist als eine barbarische Art von Lärm, der eher in einen Wanderzirkus passt.“ Diese Entdeckung markierte den letzten Schritt in der Entwicklung der musikalischen Sprache des jungen Komponisten und verhalf ihm zu dem Entschluss, mit dem Einfluss und den Techniken Richard Wagners zu brechen, dessen Schatten die französischen Musikkreise jener Zeit überschattete.

Debussy komponierte die Fantaisie für Klavier und Orchester 1889/90 und überarbeitete sie mehrmals. Er hatte am Konservatorium Klavier studiert, doch da er dort keinen ersten Preis gewann, war ihm eine Karriere als Virtuose verwehrt. Die Fantaisie ist ein recht frühes Werk. In seinem Orchesterschaffen folgte sein erstes Meisterwerk, das "Prélude à l’après-midi d’un faune", das wie Strawinskys "Le sacre du printemps" für Diaghilews Ballets Russes entstand. Die Fantaisie besteht aus drei Abschnitten, die dem traditionellen Konzertaufbau entsprechen: schnell–langsam–schnell. Das Werk ist jedoch nicht als Konzert des 19. Jahrhunderts angelegt, mit dem erwarteten Wechsel zwischen Solist und Orchester, sondern zeigt vielmehr einen gut in die Orchesterstruktur integrierten Klaviersolisten.

Der erste Satz beginnt mit einer langsamen Einleitung, in der die Solo-Oboe, begleitet von weiteren Bläsern, das Hauptthema des Satzes spielt. Die Melodie weist deutliche Anleihen bei der Gamelan-Musik auf, die Debussy in der Weltausstellung gehört hatte: Sie ist in der javanischen Madenda-Tonleiter geschrieben, einer pentatonischen Tonleiter, deren Töne mit der westlichen Tonart G-Dur übereinstimmen. Die Exotik des Themas durchdringt den Satz und das gesamte Werk. Debussy verwendet eine von einem seiner Lehrer am Pariser Konservatorium, César Franck, übernommene Technik, um das Werk zusammenzuhalten, indem er im Verlauf der Fantaisie miteinander verbundene Themen zyklisch wieder aufgreift.

Debussy Fantaisie erklang am 29. April 2022 in der Alten Oper Frankfurt mit Pierre-Laurent Aimard und dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Alain Altinoglu:

www.youtube.com/watch

Ihnen allen einen schönen Tag mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig

Matthias Wengler

Beitrag von sd