Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
auch zum dritten Adventswochenende soll ein Chorwerk im Mittelpunkt stehen: Antonio Vivaldis Gloria D-Dur RV 589.
Es ist das bekannteste geistliche Werk Vivaldis und gehört zu seinen bedeutendsten kirchenmusikalischen Kompositionen. Vermutlich entstand es zwischen 1713 und 1717 für das Ospedale della Pietà, einem jener Waisenhäuser Venedigs, in denen junge Mädchen eine intensive musikalische Ausbildung erhielten. Das musikalisch repräsentative Werk in der Art einer sogenannten „Kantaten-Messe“ gliedert sich in zwölf Teile, die sich in Besetzung, Satzart, Tonart und Affektgehalt unterscheiden. Vivaldis Meisterschaft zeigt sich gleichermaßen in den feierlich-klangvollen Chorsätzen wie auch in den eher kammermusikalisch angelegten Solosätzen.
Vivaldis Gloria war jedoch von Anfang an als eigenständiges Werk konzipiert, es gibt keinerlei Hinweise etwa auf ein dazugehöriges Kyrie. Mit seiner beachtlichen Länge von knapp 30 Minuten scheint das Stück prädestiniert für eine besonders festliche Liturgie. Der prominente Vivaldi-Forscher Michael Talbot hat die These vorgestellt, das Gloria könnte Ende 1716 für einen Dankgottesdienst anlässlich der Siege entstanden sein, die die Venezianer und ihre Verbündeten gegen die Türken errungen hatten. Es ist allerdings auch denkbar, dass das Gloria mit jener Komposition identisch ist, die Vivaldi nachweislich für die Hochzeit Ludwigs XV. von Frankreich 1725 zu liefern hatte. Die Besetzung der Solopartien mit nur hohen Stimmen verweist freilich eher auf die aufführungspraktische Situation des Ospedale. Die Doppelfuge Cum Sancto Spiritu, die Vivaldi von seinem Kollegen Giovanni Maria Ruggieri übernommen und bearbeitet hat, bildet einen würdigen und zugleich strahlenden Abschluss des Gloria, dem seit seiner Wiederentdeckung in Siena 1939 der Nimbus eines Meisterwerks anhaftet.
Der Regisseur Philippe Béziat setzte Vivaldis Gloria ungewöhnlich in Szene - zu sehen sind im folgenden Link Sara Mingardo sowie Chor und Orchester des Concerto Italiano unter der Leitung von Rinaldo Alessandrini:
Und wer Lust hat, dieses Werk live zu erleben, dem sei unser Weihnachtskonzert am kommenden Sonnabend im Kaiserdom empfohlen - es gilt die 2G-Plus-Regel: Zusätzlich zum Impf- oder Genesen-Nachweis ist eine tagesaktuelle zertifizierte negative Coronatest-Bescheinigung erforderlich. Wer bereits eine Drittimpfung erhalten hat, kann dieses Konzert ohne zusätzlichen Test besuchen. Außerdem besteht für die Dauer des Konzerts eine FFP2-Maskenpflicht.
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Sonnabend, 18. Dezember 2021, 18:00 Uhr, Kaiserdom, Königslutter
Weihnachtskonzert
Antonio Vivaldi: Gloria D-Dur RV 589
Claude Debussy: Danse sacrée et profane
Camille Saint-Saëns: Oratorio de Noël op. 12
Martina Nawrath, Sopran * Francisca Prudencio, Sopran * Antje Siefert, Mezzosopran * Jörn Lindemann, Tenor * Marco Vassalli, Bariton
Anna Steinkogler, Harfe * Heike Kieckhöfel, Orgel
Propsteikantorei Königslutter * Camerata Instrumentale Berlin
Matthias Wengler, Leitung
Vorverkauf: 20 Euro, 50% ermäßigt für Schüler und Studenten: Buchhandlung Kolbe / www.coramclassic.de
Ihnen allen ein schönes drittes Adventswochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler