Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
der Titel unseres heutigen Musikstücks mag auf ein leichtfüßiges, humorvolles Werk hindeuten, doch die Musik selbst ist alles andere als unbeschwert: Antonin Dvořáks Scherzo capriccioso op. 66.
Dass sich Dvořáks Scherzo capriccioso dramatischer, leidenschaftlicher gibt, als sein verspielter Titel vermuten lässt, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass es in einer Krisenzeit im Leben des Komponisten entstand: Den gesamten Verlauf des Jahres 1883 über verunsicherten ihn die Einwände des Violinisten Joseph Joachim seinem Violinkonzert op. 54 gegenüber, das jener - obgleich es in engster Zusammenarbeit mit ihm erarbeitet worden war - nicht öffentlich zur Aufführung bringen wollte.
Das im gleichen Jahr entstandene Scherzo capriccioso ist der Form eines Sonatensatzes nachgebildet. Der Hauptsatz (Allegro con fuoco, Des-Dur) stellt zwei kontrastierende Themen auf, die ihr slawisch-tänzerischer Charakter eint; es folgt ein ruhiger Mittelteil - untypisch für einen Sonaten-, aber (als Trio) typisch für einen Scherzosatz -, anschließend Durchführung und Reprise. Aus der stark instrumentierten Partitur heben sich charakteristische Solopassagen von Englischhorn und Bassklarinette hervor; eine Kadenz von Hörnern und Harfe leitet zur abschließenden rasanten Coda über.
Dvořáks Scherzo capriccioso ist eine aufwändig angelegte, formal wie motivisch thematisch kunstvoll durchgestaltete Komposition von überzeugender handwerklicher Qualität, die mit großem musikalischem Einfallsreichtum und tänzerischem Impetus aufwartet. Kein Wunder also, dass sie seit ihrer Uraufführung am 16. Mai 1883 am Prager Nationaltheater unter Leitung von Adolf Čech immer wieder zur Aufführung gebracht wird und das Konzertpublikum begeistert.
Unser heutiger Konzertmitschnitt entstand 2014 in Texas mit dem All-State Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Philip Mann:
Ihnen allen ein schönes Wochenende mit herzlichen Grüßen aus Braunschweig
Matthias Wengler