„Zu Pfingsten/sind die Geschenke/am geringsten!“,
so reimte seinerzeit eher abschätzig der selber literarisch hochgeschätzte Bertolt Brecht für seine zumeist kirchenkritische Gemeinde. Abgesehen von dem etwas hergesuchten Reim wird es auch von der Sache her dem in der Apostelgeschichte des Lukas (Apg 2) geschilderten ‚Pfingstwunder‘ alles andere als gerecht. Denn mit der Ausgießung seines Geistes hatte Gott seiner Gemeinde das wohl geistreichste Geschenk in seiner noch jungen Kirchen-Geschichte gemacht; aus einer in alle Winde der damaligen Welt verstreuten bzw. hinter verschlossenen Türen und Herzen verbarrikadierten Schar wurden im ‚Hauchumwehn‘ in sich gesammelte und sich versammelnde Begeisterte – im wahrsten Sinne des Wortes! Es ist praktisch der Geburtstag der weltweiten Kirche (gr. Ökumene), der auf die Christnacht und den Ostermorgen folgt. Seitdem dürfen wir sozusagen alle Jahre wieder die Ausschüttung dieser Geistesgaben feiern, die wir getrost als Aufgaben zur Weitergabe an andere verstehen mögen, was uns keineswegs ärmer macht - im Gegenteil: durch das Teilen dieses Geist-reichtums, können wir uns das materielle Armutszeugnis ersparen, von allen guten Geistern verlassen zu sein. Das darf durchaus gefeiert werden!
In diesem Jahr 2021 fällt der Pfingst-Sonntag auf den 23. Mai. Es ist das Datum - lat. das (Vor-)Gegebene – an dem wir auch des 72. (ebenso keine unbesetzte biblische Anzahl, z.B. die gleichzahlige Aussendung von über siebzig (Mit-)Arbeitenden Gottes in Lk 10) Jahrestages des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 gedenken. Auf den ersten Blick mag das hinsichtlich Pfingsten eher profan erscheinen; aber beim näheren Hinsehen gibt es durchaus mehr als bloß randläufige Parallelen: So lautet es in dem sprachlich wunderbar als „Präambel“ (d.h. wörtlich dem „Vorauswandelnden“) bezeichneten Vorwort wie folgt „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden in der Welt zu dienen…“! Das klingt hoffentlich nicht nur in meinen Ohren, als hätte hier historisch und zugleich zeitlos gültig noch ein ganz anderer guter Geist über jegliche Landesgrenzen hinaus ‚Pate‘ gestanden – und ich wünschte mir, dass wir uns auch im Jahr 2021, gezählt nach Christi Geburt, inspirieren lassen von dem schier unglaublich guten geistlichen ‚Grundgesetz‘ Gottes der Menschenliebe und des Weltfriedens!
So lautet es im Lied „Danke“: EG 334,5
Danke, dass ich dein Wort verstehe,
Danke, dass deinen Geist du gibst.
Danke, dass in der Fern und Nähe
Du die Menschen liebst.
Martin Gotthard Schneider 1961
Pastor Siegfried H. Neumeier
für die Gemeinden Beienrode/Flechtorf/Wendhausen
im Pfarrverband Schunter