Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Kirchenmusik,
für die Propsteikantorei Könislutter ist heute ein besonderer Tag: Wir wirken mit beim Mitsing-Konzert der NDR-Radiophilharmonie Hannover, das anlässlich des Evangelischen Kirchentags im NDR-Konzerthaus in Hannover stattfindet und live auf NDR Kultur übertragen wird. Mit Antonin Dvoraks Stabat Mater steht ein besonderes Werk auf dem Programm. Die letzten zwei Tage haben wir mit vielen singbegeisterten in Hannover geprobt. Um 10 Uhr folgt die Generalprobe, um 20 Uhr das Konzert - wir freuen uns sehr, bei diesem besonderen Projekt mitwirken zu können.
Eigene schmerzvolle Erfahrungen und Schicksalsschläge dürften Dvoráks Beschäftigung mit dem Leid der Gottesmutter, die weinend unter dem Kreuz ihres Sohnes steht, veranlasst haben. Mit großer Sensibilität geht die Musik auf die unterschiedlichen Stimmungsgehalte des liturgischen Textes ein. Neun Sätze im langsamen bis gemäßigten Tempo dienen als eine Art Passionsmeditation, ehe am Ende des zehnten Satzes die Ekstase einer Auferstehungsvision Oberhand gewinnt.
Dvořáks Stabat Mater entstand zunächst ohne orchestralen Prunk mit schlichter Klavierbegleitung. Das lateinische Gebet aus dem Mittelalter, das als Sequenz in die Liturgie des Marienfestes der Sieben Schmerzen und als Hymnus Eingang in das Offizium fand, ist ein Appell an die Menschlichkeit - die Gottesmutter sieht ihren gedemütigten, misshandelten Sohn am Kreuz sterben -, steht über jeder konfessionellen Tradition und lässt niemanden unberührt.
Kurz bevor Dvořák zwischen dem 19. Februar und 7. Mai 1876 diese erste Fassung seines Stabat Mater niederschrieb, hatte ein schwerer Schicksalsschlag die junge Familie getroffen: Am 19. Dezember 1875 war Tochter Josefa zwei Tage nach ihrer Geburt gestorben. Als im August 1877 seine elf Monate alte Tochter Ružena und sein dreijähriger Sohn Otakar starben, nahm Dvořák die Arbeit am Stabat Mater wieder auf, orchestrierte das Werk und vollendete es am 13. November. Die Uraufführung jener späteren Fassung fand am 23. Dezember 1880 in Prag statt, die Veröffentlichung wenige Monate danach. Seitdem hat sein Stabat Mater Menschen auf der ganzen Welt berührt; es ist seine bedeutendste Komposition in der Gattung der Geistlichen Musik.
In der heutigen Aufführung wirken mit:
Stanislav Kochanovsky, Dirigent
Katharina Held, Sopran
Mareike Morr, Alt
Nino Aurelio Gmünder, Tenor
Israel Martins, Bass
Bachchor Hannover (Einstudierung: Christian Rohrbach)
Hannoverscher Oratorienchor (Einstudierung: Keno Weber)
Johannes-Brahms-Chor Hannover (Einstudierung: Gudrun Schröfel)
Junges Vokalensemble Hannover (Einstudierung: Klaus-Jürgen Etzold)
Kammerchor Hannover (Einstudierung: Christoph Schlechter)
Mitsing-Chor (Einstudierung: Keno Weber)
NDR Radiophilharmonie
Live-Übertragung auf NDR Kultur, das Konzert ist danach über die Mediathek abrufbar
Herzliche Grüße aus Braunschweig
Matthias Wengler