Läßt man seinen Blick schweifen zu diesen (Un-?) Zeiten kreuz- und quer durch die aktuelle Welt-Geschichte, so drängt sich einmal mehr die Frage auf: Sind wir denn (chronisch) von allen guten Geistern verlassen? Von den besonders klimagebeutelten Nord- und Südpolen unserer einen Erde über die stets in Lauerstellung befindlichen Corona &Co-Pandemien bis zu den Krisen- und Kriegsherden in (Nah+Fern-)Ost und (nicht mehr allzu weit weg) West; oder werden wir einfach die frei nach Goethe’s „Zauberlehrling“ gerufenen ‚Geister‘ nicht mehr los? Im unmittelbaren Vorfeld von Pfingsten, dem Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes“ sollte eine gänzlich andere Perspektive die Oberhand behalten – allen weltlichen Widrigkeiten zum Trotz! Auch damals, am fünfzigsten Tag nach Ostern wurde eine völlig demoralisierte und desillusionierte Schar inmitten ihrer Erschöpfung vom Schöpfer und Erhalter allen Lebens guthin (re-)animiert und inspiriert – im wahrsten Sinne des Wortes! Wir haben ihn bitter nötig, diesen zeitlos guten Geist Gottes, der uns lehrt, in den vielfältigen Sprachen und reichhaltigen (Wohl-)Taten mit unseren Mitmenschen zu sprechen und zu handeln. Der Geburtstag der Kirche, wie das Pfingstfest im Volksmund genannt wird, ist ein gutes Datum, um sich daran erinnern und zugleich auch zukünftig anspornen zu lassen. Dann brauchen wir uns in der Tat gerade nicht von allen guten Geistern verlassen zu fühlen, sondern wie es der Liedermacher Heinz Rudolf Kunze Anfang der 90er Jahre in einem neuformulierten ‚Deutschlandlied‘ im Schlußvers verdichtet hat: „Verlassen sollst du sein von bösen Geistern…“ – und ich denke im Zusammenhang mit Pfingsten tut es gut, diesen Blick über den Tellerrand des eigenen Landes hinaus in die weltweite Ökumene schweifen zu lassen.
In diesem Sinne allen gesegnete Pfingsten, an denen die Geschenke mitnichten (wie Bertolt Brecht zu Unrecht befindet) am geringsten sind, sondern dem Geistreichtum keine Grenzen gesetzt sind.
Siegfried H. Neumeier, Pfarrer im Pfarrverband Schunter für Beienrode, Flechtorf und Wendhausen.